Ganoven-Döntje aus dem Viertel

FERNSEHEN Heute Abend läuft die erste von acht Folgen der neuen Radio Bremen-Serie „Unter Gaunern“

So geistreich geht es im Vorabend- Programm der Öffentlich-Rechtlichen nur selten zu

Dass Radio Bremen eine Vorabendserie produziert hat, weiß im Viertel wohl jeder. Im letzten Sommer wurde wochenlang in der Humboldtstraße gedreht; die Aktivitäten, Absperrungen sowie besetzten Parkplätze waren kaum zu übersehen. Heute kann nun das Ergebnis dieser für hiesige Verhältnisse ziemlich aufwendigen Produktion angesehen werden. Die angenehme Überraschung dabei ist, dass „Unter Gaunern“ nicht nur als Bremensie bemerkenswert ist.

Natürlich hat es fürs Bremer Publikum einen besonderen Reiz, bekannte Ecken als Spielorte wiederzuerkennen. So wurde auch im Hafen und im Weserstadion gedreht, das Foyer des Waller Fernsehturms wurde zum Polizeirevier und ein Banküberfall wurde in der Kellerstraße in Bremen-Nord inszeniert. Auch von der Geschichte her ist „Unter Gaunern“ gut in der Stadt verankert. Erzählt wird von einer alteingesessen hanseatischen Dynastie. Zumindest der von Jophi Ries gespielte Patriarch Bruno Schulz hat einen angenehm bremischen Tonfall. Der Witz besteht nun darin, dass die Schulzens keine Kaufleute, sondern Gauner sind. Ein Clan von netten, im Grunde harmlosen Kriminellen, deren Grundsatz „keine Waffen, keine Drogen“ ist, so dass es nie allzu düster in dieser heiteren Serie zugeht. Brunos Import-Export-Firma gilt als die erfolgreichste Verbrecherbande der Stadt, der Großvater fälscht Bilder von Paula Modersohn-Becker und träumt vom Jahrhundert-Coup, die Mutter saß in der DDR wegen Republikflucht und Sohn Robbie hält mit seiner zweijährigen Bewährungsstrafe die Tradition lebendig. Doch seine Schwester Betty schlägt aus der Gattung, denn sie arbeitet bei der Polizei.

Der Drehbuchautor Christian Jeltsch hat hier eine dramaturgisch sehr fruchtbare Grundsituation gefunden. So ist „Unter Gaunern“ zugleich Kriminalkomödie, Polizeikrimi und Familienserie. In jeder Folge planen die Schulzes ein großes Ding, das dann möglichst spektakulär aus dem Ruder läuft. Betty muss einen Fall lösen und sich dabei mit ihrer extrem hartgesottenen Hauptkommissarin herumschlagen, und weder die Familie darf von ihrer Arbeit noch die Polizei von ihrer Familie erfahren.

Jeltsch bedient sich geschickt bei den verschiedenen Genres und kann spannend, vor allem aber komisch erzählen. „Schimanski würde hier runterspucken!“, sagt die von Barbara-Magdalena Ahren schön bärbeißig gespielte Hauptkommissarin auf einem Hochhausdach in Tenever. Auch sonst hat Jeltsch seine Dialoge mit vielen ironischen „one-linern“ gespickt. So geistreich geht es im Vorabendprogramm der Öffentlich-Rechtlichen nur selten zu. Und Cristina Do Rego hat als Betty Schulze genug komödiantische Talent und Charme, um die Serie zum Erfolg werden zu lassen. Dann wird es bald wieder eng, im Viertel.

Die acht abgedrehten Episoden laufen in den kommenden Wochen jeweils Dienstags ab 18.50 Uhr in der ARD.  HIP