: Keim-Alarm in Kieler Klinik
MULTIRESISTENTER ERRGER
Acinetobacter baumannii. So heißt das Bakterium, das in der vergangenen Woche das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in die Schlagzeilen brachte. Bei insgesamt 31 Patienten wurde der multiresistente Erreger bisher festgestellt. Darunter waren einige Patienten, die bereits wieder als gesund entlassen worden sind. Aber auch bei zwölf Patienten, die in der Klinik gestorben sind, wurde Acinetobacter baumannii entdeckt – bei drei von ihnen könnte der Keim die Todesursache gewesen sein. Bei neun konnte das ausgeschlossen werden.
Seit Dezember versucht das UKSH den Störenfried, der gegen die meisten Antibiotika resistent ist, wieder loszuwerden. Ein 74-Jähriger, der im Türkei-Urlaub erkrankte und dort in einem Krankenhaus lag, schleppte ihn offenbar in die Kieler Klinik ein. Der Mann wurde in ein Dreibettzimmer auf einer Intensivstation eingewiesen, weil kein Einzelzimmer frei war. Von dort aus verbreitete sich der Erreger. Anfang Januar sprang er auf eine andere Station über.
Öffentlich wurde der Fall erst ein paar Wochen später. Die Unsicherheit war groß, die Kritik an der Klinik ebenfalls. Das UKSH startete eine Öffentlichkeits-Offensive und holte Hygiene-Experten aus Frankfurt. Dennoch dauerte es noch mal Tage, bis der Klinikchef Jens Scholz endlich zugab: „Ja, natürlich haben wir Fehler gemacht.“ Dies sei allerdings unvermeidlich gewesen – „ein Schicksalsschlag“, sagte er am Donnerstag auf einer eher schlecht besuchten Infoveranstaltung. Nur ein kleiner Teil der 333 Plätze im Großen Hörsaal der Chirurgie war besetzt.
Das Krankenhaus, das in veralteten Gebäuden untergebracht ist, will umbauen und modernisieren. In Zuge dessen sollen auch mehr Einzelzimmer eingerichtet werden. Für die Übergangsphase sind auch Containerbauten im Gespräch. Klinikleitung wie auch das Kieler Gesundheitsministerium versprachen in der vergangenen Woche, dass es nun zuerst darum gehe, den Keim endgültig loszuwerden.
Die Zahl der Betroffenen könnte noch steigen: Fünf Patienten, die bisher negativ auf den Erreger getestet wurden, hatten Kontakt zu Infizierten und könnten in den nächsten Tagen ebenfalls positiv getestet werden. EST