: „Libé“ lebt weiter!
MERCI Unser französisches Schwesterblatt war in der Krise – und ist jetzt gerettet. Ein Dank aus Paris
VON LILIAN ALEMAGNA
Liebe taz,ich habe gute Nachrichten für euch: Libé ist gerettet. Zugegeben, wir sind noch keine Genossenschaft wie eure Tageszeitung geworden. Wir gehören immer noch zu Privatinvestoren. Aber wir leben. Und wie! Nach dem tragischen Angriff auf unsere Freunde von Charlie Hebdo und die großen Demos für mehr Toleranz und Frieden haben wir ganz Frankreich gezeigt, warum Libé als linke Tageszeitung wichtig für unsere Demokratie ist.
Der Kampf hat sich gelohnt. Um Libération nicht zu verlieren, wurde unser Hauptinvestor gezwungen, einen Co-Investor zu finden: den französisch-israelischen Milliardär Patrick Drahi. Zusammen wollen sie zunächst 18 Millionen und dann noch einmal zehn Millionen Euro in die Zeitung investieren. Wir können nun sogar wieder neue, junge Redakteure einstellen.
Es stimmt allerdings auch, dass wir um 60 KollegInnen ärmer geworden sind und weiterhin wachsam bleiben müssen, damit die Geldgeber niemals einen Satz in der Zeitung kontrollieren können. Zudem beobachten wir die Gründung einer neuen Mediengruppe aus der Wochenzeitung L’Express und einem israelischen Fernsehkanal mit Besorgnis. Aber wir sind frei.
Vor ein paar Monaten haben sich die Redaktion, die Geschäftsführung und die Investoren auf eine neue „ethische Satzung“ verständigt. Diese ist unser „Pakt der redaktionellen Unabhängigkeit“, den es nun tagtäglich zu verteidigen gilt.
Endlich können wir in der Redaktion wieder neue Projekte entwickeln. Für April planen wir die Erneuerung unseres Layout, und eine neue Webseite ist auch in Vorbereitung. Schon heute arbeitet die ganze Redaktion online. Für Web und Print gleichzeitig zu schreiben ist hart, aber wichtig, um die digitale Revolution zu überleben. Der Umzug der Redaktion ist ebenfalls geplant, er birgt kein großes Problem.
Libé wird sich neu erfinden, und dies gelingt nur, weil wir Unterstützung aus ganz Europa bekommen. Auch von unseren LeserInnen und von FreundInnen, wie wir sie bei der taz haben. Uns selbst zu hinterfragen und uns von anderen Modellen wie eurem inspirieren zu lassen, war äußerst wichtig. Wir sind – immer noch und auf viele Jahre – eine Zeitung. Wir danken euch – Merci.
■ Lilian Alemagna, 30 ist Redakteur für Politik und Geschäftsführer der MitarbeiterInnengesellschaft von Libération. Die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo hat nach dem Terroranschlag vom 7. Januar bei den KollegInnen der Libé Unterschlupf gefunden.