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Archiv-Artikel

„Islamischer Staat“ mordet im Sinai

ÄGYPTEN Bei zeitgleichen Angriffen auf Armee und Polizei sterben mindestens 32 Menschen

KAIRO taz | In mehreren koordinierten Angriffen mit Granatwerfern, Raketen und einem Anschlag mit einer Autobombe im Norden des Sinai hat der „Islamische Staat“ nun in Ägypten erstmals in einer größeren Operation seine Visitenkarte hinterlassen. Die Angriffe, die fast zeitgleich stattfanden, galten allesamt Einrichtungen des Militärs und der Polizei. Mindestens 32 Menschen sind dabei ums Leben gekommen, darunter 13 Zivilisten.

Wenige Stunden nach dem Anschlag zeichnete die militante Organisation Ansar Beit al-Maqdis für die Angriffe verantwortlich. Letzten Dezember hatte diese Organisation erklärt, sie sei nun ein Teil des in Syrien und dem Irak operierenden „Islamischen Staates“ (IS).

Die Angriffe fanden allesamt statt, während im Fernsehen ein Fußball-Lokalderby zwischen zwei Kairoer Mannschaften lief. Ein Grund, warum Soldaten und Polizisten möglicherweise abgelenkt waren. Angegriffen wurde das Polizeihauptquartier in der Provinzhauptstadt al-Arisch sowie eine Kaserne und ein dortiges Hotel und ein Club der Armee. Bei dem Angriff soll auch das lokale Büro der staatlichen Tageszeitung al-Ahram zerstört worden sein.

Kurz darauf wurden bei einem Angriff auf einen Militärcheckpoint ein Major getötet und sechs Soldaten verwundet. An einem weiteren Checkpoint südlich von Rafah explodierte ein Sprengsatz, mehrere andere Kontrollpunkte wurden mit Panzergranaten beschossen.

In einem bizarr anmutenden Statement erklärte die ägyptische Armee anschließend, die Anschläge seien „das Ergebnis jüngster militärischer Erfolge seitens der Armee und der Polizei gegen terroristische Elemente im Nordsinai“.

Die Verstärkung der Armee und eine einen Kilometer breite Pufferzone, die in Rafah an der Grenze zum Gazastreifen geschaffen wurde, indem sämtliche Häuser von den Einwohnern geräumt werden mussten und anschließend zerstört wurden, haben augenscheinlich nicht für mehr Sicherheit gesorgt – und auch nicht der im Sinai geltende Ausnahmezustand mit einer gerade vor wenigen Tagen um weitere drei Monate verlängerten Ausgangssperre zwischen sieben Uhr abends und sechs Uhr morgens. KARIM EL-GAWHARY