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Archiv-Artikel

Trotz allem noch viel zu tun

Der Verein Intervention e. V. setzt sich für die Interessen Hamburger Lesben ein und feiert ab heute sein 25-jähriges Bestehen. Auch heute noch sei die Akzeptanz lesbischer Frauen nicht so groß, wie man meinen könnte, sagt die Gründerin

von STEFANIE HELBIG

Lesben und Schwule, zwei Begriffe, die für viele zusammengehören. „Lesben wurden viel weniger skandalisiert als Schwule“, sagt Bea Trampenau, Geschäftsführerin und Mitbegründerin des Vereins Intervention, der sich für die Interessen von Hamburger Lesben einsetzt und nun sein 25-jähriges Bestehen feiert. Trampenau sagt, sie höre oft, die Gesellschaft sei jetzt doch tolerant gegenüber Schwulen – das macht sie wütend. „Das ist doch nicht das selbe“, sagt sie. Schwulsein möge ja salonfähig sein, Lesben aber nehme kaum jemand wahr, und so verheimlichten viele ihre Ausrichtung. „Wenn zwei alte Frauen im Pflegeheim immer zusammen sind denken die Pfleger, ach, das sind halt Freundinnen“, schildert Trampenau einen typischen Fall.

Und so hat sich Intervention auch 1993 von den schwulen Mitstreitern getrennt. Seitdem kümmern sich die Mitglieder des Vereins nur noch um Belange von Frauen, die Frauen lieben. Das fängt mit den Problemen von 13-jährigen auf dem Schulhof an und endet mit der lesbengerechten Betreuung in Altenheimen. Außerdem treffen sich betroffene Frauen in den Vereinsräumen, um sich zwanglos auszutauschen. Denn abgesehen vom Frauencafé „Endlich“ in der Neustadt gebe es in Hamburg „keinen Raum, in den Lesben gehen können, wenn sie keine Probleme haben, sondern einfach nur mit Gleichgesinnten plaudern wollen“, sagt Trampenau. Dabei wüssten viele Lesben immer noch nicht, dass es einen Verein gibt, der diese Kommunikation ebenso bietet wie soziale Betreuung und Hilfe bei Problemen. Die ist nötig, denn „gerade in den letzten fünf Jahren hat die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen wieder zugenommen“, sagt Trampenau. Auch die gesellschaftliche Toleranz sei noch lange nicht so weit, wie es scheine. „Nach außen hin sind alle total tolerant, aber trotzdem sind wir von Gewalt betroffen, da stimmt doch was nicht.“

Umso mehr freut sie sich über die offizielle Ehrung des Senats: Intervention wurde zu einem Senatsempfang geladen – als erster Lesbenverein in der Hamburger Geschichte. Bis zu dieser Ehre war es ein langer Weg, aber Bea Trampenau möchte lieber über die Gegenwart sprechen: Erreichte Erfolge und neue Ziele gibt es zur Genüge. So ist der Verein zum Beispiel Vorreiter bei der Betreuung alter Lesben. In einem Hamburger Altenheim hat er das Personal geschult, und so hat die Hansestadt nun das deutschlandweit einzige Altenheim, das lesbengerecht betreut. Hier soll das Personal nun mit mehr Verständnis als vorher auf diese Lebensform reagieren und die Frauen vor Diskriminierung schützen. Das Modell soll bald in anderen Städten übernommen werden. Außerdem möchte Intervention verstärkt mit dem Thema „Menschenrechtsaufklärung“ an die Schulen gehen. Denn Sexualpädagogik sei ja „schön und gut“, sagt Trampenau, „aber den Jugendlichen muss auch beigebracht werden, dass keine Form von Sexualität diskriminiert werden darf“.

Doch vorher wird erstmal ordentlich Geburtstag gefeiert, und das bis November.

www.lesbenverein-intervention.de