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Archiv-Artikel

Kültür-Paradies

ISTANBUL Endlich: Die „Villa Tarabya“ öffnet

Noch wurden die Gelder für die ersten Stipendiaten nicht bewilligt

Mit einer großen Feier wurde am Donnerstagabend in Istanbul die Künstlerakademie „Villa Tarabya“ eingeweiht. Von einem „historischen Moment“ sprach die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth und die Staatsministerin des Auswärtigen Amts, Cornelia Pieper, zeigte sich sogar überzeugt, dass die Künstlerakademie einen „qualitativen Sprung“ in den deutsch-türkischen Beziehungen herbeiführen wird. Außenminister Guido Westerwelle war angereist und hatte auch seinen türkischen Kollegen Ahmed Davutoglu überreden können, mit ihm gemeinsam zur Eröffnungsfeier zu kommen.

Dabei war der Vorlauf zur Gründung der Akademie alles andere als ein Selbstläufer gewesen. Ganz im Gegenteil, war noch vor Kurzem von einer „Zangengeburt“ die Rede, weil sich während der Realisierung des Projekts immer neue Widerstände aufgetan hatten. Die Idee, deutsche Künstler für ein halbes Jahr nach Istanbul zu schicken, um dort „durch eine aktive Vernetzung mit der türkischen Kunstszene zu einer tieferen Auseinandersetzung mit den jeweils anderen Denkmustern zu kommen“, wie es in der Projektbeschreibung heißt, kam nicht von der Regierung, sondern aus dem Bundestag.

Tarabya, etwa 10 Kilometer vom Istanbuler Stadtzentrum entfernt, liegt direkt am Bosporus und ist die Sommerresidenz des deutschen Botschafters, ein riesiger Park, den das Deutsche Reich Ende des 19. Jahrhunderts vom damaligen Sultan Abdülhamit II. geschenkt bekam. Auf dem Gelände stehen mehrere historische Holzhäuser, die aber nur noch für gelegentliche Veranstaltungen genutzt werden. Ein hervorragender Platz, um hier durch ein Künstler-Entsendeprogramm Leben hineinzubringen, fanden einige Abgeordnete, die sich als erste für die Idee einsetzte. Das war 2007.

Zunächst waren alle begeistert. Das Goethe-Institut, aber auch der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier, setzten sich für die Realisierung ein. Alles schien gut, bis auf die große Koalition Schwarz-Gelb folgte und das Außenministerium plötzlich die Gelder für die Künstlerakademie einsparen wollte. Was folgte war eine jahrelanges Gezerre, das nun zu einem vorläufigen positiven Abschluss gekommen ist.

Denn noch sind die Gelder für die ersten Stipendiaten nicht bewilligt, noch gibt es die Jury nicht, die die Künstler aussuchen soll, und noch ist von den Häusern, in denen die Stipendiaten wohnen sollen, erst eins von möglicherweise einmal drei, fertig saniert. Deshalb geht es zunächst auch nur um fünf Künstler, die 2012 den Kontakt zur Istanbuler Kunstszene aufnehmen sollen.

JÜRGEN GOTTSCHLICH, ISTANBUL