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Archiv-Artikel

Gesund werden in der Muttersprache

KRANKHEIT Die Unabhängige Patientenberatung bietet Beratungen auf Türkisch und Russisch an

Türkische Einwanderer, Männer und Frauen, die nie richtig Deutsch gelernt haben und nun alt oder krank werden, haben es besonders schwer im deutschen Gesundheitswesen. Nicht, weil sie schlechter versorgt würden als alle anderen – sondern weil sie mit der Bürokratie überfordert sind. „Wenn diese Patienten oder ihre Angehörigen schließlich bei mir ankommen“, sagt Pflegemanagerin Havva Arik, „dann sind sie meist monatelang von einer Stelle zur anderen geschickt worden“.

Seit drei Monaten bietet die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) bundesweit zwei Hotlines auf Türkisch und Russisch an. Außerdem gibt es vier direkte Anlaufstellen: In Nürnberg und Dortmund, wo viele Aussiedler leben, wird Russisch gesprochen, in Berlin und Stuttgart Türkisch.

Havva Arik, die seit sechs Jahren in der Patientenberatung arbeitet, koordiniert die fremdsprachigen Hotlines. In Berlin hat sie die türkischsprachige Beratung bereits in einem Modellprojekt erprobt. Für die Finanzierung der neuen Hotlines und der Berater sorgen die privaten Krankenversicherungen. Die unabhängige kostenlose Patientenberatung wird mit rund 5,2 Millionen Euro im Jahr von den Krankenkassen finanziert und vom Sozialverband VdK, den Verbraucherzentralen und dem Verbund unabhängige Patientenberatung getragen.

Die Deutschen verstünden ihr Gesundheitswesen auch nicht, sagt Arik. Aber da helfe es manchmal schon, „wenn ich einen Musterbrief mitgebe“. Bei Einwanderern, die kaum Deutsch sprechen, sei das natürlich anders. Dazu komme, dass die Muttersprache „wie ein Türöffner wirkt“. Wenn die Schleusen einmal offen seien, „dann kommt oft so viel hoch“. Erst geht es um die Praxisgebühr und dann unversehens um die ganze familiäre, finanzielle und soziale Situation. (epd)