„Ein sehr flüssiger Tropfen“

Peter Richter liest aus „Über das Trinken“

■ 38, Kunsthistoriker, arbeitet im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und ist Autor des Buches „Über das Trinken“.

taz: Herr Richter, ist Prohibition nicht die Chance auf ein spannenderes Leben?

Peter Richter: Prohibition ist zumindest immer die Chance auf die Verfeinerung der Getränkekultur. Ein Ergebnis war die Cocktailkultur. Cocktailbars sind heute kulturell fast so hoch angesehen wie Museen. Das Problem ist nur, wenn man sich in illegalen Kreisen bewegen muss, dann wird es schwer, ein gesittetes, maßvolles Trinken zu lernen.

Glauben Sie, dass Alkohol bald geächtet sein wird wie der Tabak?

Es ist absehbar, dass die Verbotskultur, die im Moment um sich greift, auch den Alkohol nicht verschonen wird. Und je mehr das gesittete Trinken an Akzeptanz verliert, desto unappetitlicher wird es insgesamt werden.

Wollten Sie ein aufklärerisches Buch schreiben?

Ja, aber so, dass man es nicht merkt. Beim Lesen denkt man, man würde gerade einen sehr flüssigen Tropfen trinken.

Wie ging es Ihnen beim Schreiben?

Ich selbst war beim Schreiben des Buches sehr nüchtern. Borasio, der das Buch „Über das Sterben“ geschrieben hat, musste schließlich dafür auch nicht tot sein. Es geht darum, tabuisierte Phänomene zu beschreiben.

Welche Fragen bekommt der geneigte Trinker heute Abend von Ihnen beantwortet?

Die Menschen erfahren, was die „Gesellschaft zur Bekämpfung der Nüchternheit“ war und warum wir wieder eine brauchen. Nüchternheit ist zwar toll, aber eine Talk Show nur mit Olaf Scholzens: Das wäre auch kein Spaß. Zur Lesung bitte ich, schon betrunken zu kommen – wer mag. Das hilft der Stimmung erfahrungsgemäß sehr. INTERVIEW: NIHO

20 Uhr, Polittbüro