kabinenpredigt
: Füchse in Mode

Das Entsetzen war vor einer Woche groß. Trainer Jörn-Uwe Lommel konnte sich nicht erinnern, im Verlaufe seiner Karriere jemals solch eine geringe Torausbeute erlebt zu haben. Und Lommel ist immerhin 49 Jahre alt. Lediglich vier kümmerliche Treffer erzielten die Handballer der Füchse Berlin in der ersten Halbzeit beim 17-31 gegen die Rhein-Neckar-Löwen. Mit dieser Schlappe fielen die Berliner auf den vorletzten Platz der Tabelle zurück.

Wenige Tage später verkündete Füchse-Manager Bob Hanning auf der vereinseigenen Homepage: „Wir haben einen hervorragenden Business-Ausstatter gefunden, der durch seine Produkte die Klasse unserer Mannschaft am besten zum Ausdruck bringt.“ Hanning sprach von einem Unternehmen bei Kiel, das künftig für das Füchse-Team Maßanzüge anfertige.

Auch wenn es sich vielleicht anders liest, Hanning wollte die Produkte dieser Firma gewiss nicht schmähen. Er meinte das ausschließlich positiv, als er von der „Klasse unserer Mannschaft“ sprach. Doch das ist ein Reflex aus Zweitligazeiten. Damals ließ sich der Erfolg der Füchse aufgrund der finanziellen Überlegenheit noch am Reißbrett planen. In der Eliteliga befindet man sich finanziell nur auf Augenhöhe mit einem halben Dutzend weiterer Teams. Anders als in den Jahren zuvor ist nun mehr das sportliche Geschick als die Kunst der Geldakquise gefragt. Und in diesem Bereich, so deutet Trainer Lommel inzwischen vorsichtig an, sind Fehleinschätzungen unterlaufen.

Die neu geholten Spieler haben das Team nicht in ausreichendem Maße verstärkt. Vor wenigen Wochen hatte Hanning noch gesagt, Berlin müsse sich entscheiden, ob es erstklassigen Handball will. Er sah mit dem Aufstieg die Vorleistung der Füchse erbracht. Doch als ein nicht einmal ernst genommener Sparringpartner von Erstligagrößen wird sich der Club in der Stadt nicht profilieren können. Fehlende Aufmerksamkeit darf man nach solch verheerenden Resultaten wie gegen die Rhein-Neckar Löwen erst recht nicht beklagen. Über Nachkäufe wird bei den Füchsen bereits kräftig spekuliert. Das gestrige Kellerduell gegen den GWD Minden bestritt man mit dem bekannten Personal. Das Ergebnis lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. JOHANNES KOPP