: Noch nie im Museum
Der Dachboden des Focke-Museums wurde zu einem „Aktionsraum“ für Kinder und Jugendliche ausgebaut
„Das ist ein Geräusch, welches man gern hört“, freut sich Dr. Alfred Löhr, der stellvertretende Leiter des Focke-Museums. Eine fünfte Klasse der Gesamtschule Bremen-Ost tobt durch das Haus Riensberg. „Ein Museum muss sinnlich erfahrbar sein“, sagt er. Am Wochenende wurde der museumspädagogische Aktionsraum eröffnet.
„Nur durch Führungen kann man Kinder und Jugendliche heute nicht mehr motivieren“, bestätigt Heinz-Gerd Hofschen, Abteilungsleiter für Stadtgeschichte, „Wissensvermittlung muss spielerisch und forschend erfolgen“.
Mit 110.000 Euro öffentlichen Mitteln und viel ehrenamtlichem Engagement wurde der leer stehende Dachboden ausgebaut. Hier entstand der Aktionsraum „Studio Focke“ als Ergänzung zu „Fockes Labor“. Neben dem Besuch im Kindermuseum, in welchem Spielzeug aller Epochen ausgestellt ist, gibt es damit neue Programme zum Forschen und Mitmachen. Etwa 300 Klassen besuchen jährlich das Museum – mit 7.000 Schülern. An Wochenenden gibt es auch Familienführungen. Den Aktionsraum kann man auch für Kindergeburtstage anmieten.
Fünf unterschiedliche Themenbereiche werden angeboten: Puppenbasteln, Konstruieren, Kommunizieren, „Rollenspiel als Zeitreise“ sowie das Programmieren und Bauen eines Lego-Roboters. „Schrittweise spielend erlernen“ sollen die Kinder Konstruktion und Zweck der Geräte, erläutert Museumspädagoge Friedrich Dippe. Damit können sie „besser einordnen, was sie im Museum gesehen haben“. Der ehemalige Rektor einer Sonderschule betreut das Projekt ehrenamtlich. „Das war schon immer mein Wunsch. Wenn du pensioniert bist, dann gehst du in’s Museum.“ Es kommt vor, sagt er, dass von allen Schülern einer achten Klasse „nur einer bislang mal in einem Museum war“. Heinz-Gerd Hofschen berichtet, dass viele der Schüler „hier zum ersten Mal in ihrem Leben eine Schraube irgendwo eindrehen“.
Das Focke-Museum hat laut Hofschen mit 31 Jahren die älteste museumspädagogische Tradition in Deutschland. Dennoch steht es als außerschulischer Lernort vor neuen Herausforderungen, weil sich der Bildungsstand der Kinder drastisch verändert hat. Auf entstehende Bildungslücken müsse man eingehen. Auch „Problemgruppen“ würden von dem Angebot angesprochen: Kinder, die ihren Lehrern als „schwierig“ gelten, sind ausgesprochen engagiert bei der Sache. „Auch die größten Rabauken sitzen da und basteln fleißig“, erzählt Hofschen. RR