: „Die Zukunft liegt in der Kombination“
GRILLE I Wir tippen, weil wir uns daran gewöhnt haben, sagt der Forscher. Das wird sich ändern
■ ist Dozent für Industriedesign an der Cambridge-Universität mit Fokus auf die Entwicklung effizienterer Interaktion mit Computern. Er hat die KALQ-Tastatur mitentwickelt.
taz: Herr Kristensson, warum tippen wir immer noch?
Per Ola Kristensson: Ich bin unsicher, ob wir das wirklich noch tun. Heute machen die Spracherkennung mit Produkten wie Siri und die Texteingabe über Wischgesten Fortschritte. Wir tippen nicht mehr, wir gestikulieren.
Aber das ist eine Minderheit.
Sicher. Wir haben eben alle gelernt, wie man auf einer normalen Tastatur tippt. Sie ist immer noch allgegenwärtig. Eine komplett neue Buchstabenanordnung zu lernen, erfordert sehr viel Aufwand. Und anfangs tippt man mit der neuen Technik dann eben auch wesentlich langsamer als mit der alten.
Sind wir also nur zu faul?
Nicht unbedingt. Das Zehn-Finger-Tippen funktioniert für den Durchschnittsnutzer gut genug. In der Ökonomie spricht man von „versunkenen Kosten‘. Die neue Eingabemethode müsste so gut sein, dass sie den Aufwand, alles neu zu lernen, entschädigt.
Trotzdem wäre das Tippen mit einer eleganteren Anordnung schneller. Irgendwann muss sich das doch rentieren?
Vermutlich. Aber ich glaube, die Texteingabe an einem normalen Computer muss nicht weiter verbessert werden. Wichtig ist für den Nutzer nur, dass der Informationsfluss vom Gehirn zum Computer nicht behindert wird. Nach meinen Forschungen ist das ab etwa 67 Wörtern in der Minute der Fall. Im Durchschnitt schaffen wir auf einem normalen Computer bereits 70, auf mobilen Geräten erreichen wir aber nur maximal 40 Wörter die Minute. Das muss schneller gehen.
Wie sieht das in Zukunft aus?
Die Zukunft liegt in der Kombination. Wir werden die verschiedenen Methoden der Texteingabe variieren. Je nach Situation werden wir sprechen, wenn man sich um die Privatsphäre nicht sorgen muss, wischen, wenn nur eine Hand frei ist, und mit beiden Händen tippen, wenn es möglich und nötig ist. Ich arbeite an einem solchen System. INTERVIEW: DAVID SAHAY