… BERLIN?
: 111 Entdeckungen bieten

Unzählige Berlin-Führer gibt es. Und jeder hat tausend Tipps für Unbekanntes, Geheimnisvolles, gänzlich Überraschendes. Schon klar. Wo es üblicherweise nicht über den Mauerpark und die Konnopke-Currywurst hinausgeht, fängt das Buch „111 Orte in Berlin, die man gesehen haben muss“ (Emons Verlag) erst an. Man merkt, dass die Autorinnen Lucia Jay von Seldeneck, Carolin Huder und Verena Edel Berliner Urgewächse sind – zwei von ihnen sind sogar hier geboren. Entsprechend vertraut sind sie mit Orten und Dingen, die tief in der Topografie der Stadt vergraben sind und nur Neugierigen ihren Charme offenbaren. So wie das von Kindern betriebene Hotel „11. Himmel“ in einem Marzahner Plattenbau. Oder die elektrischen Massageliegen eines koreanischen Mediziners in Steglitz. Man kann dieses Buch benutzen wie einen Reiseführer und sich damit auf den Weg zu Hannah Höchs Garten in Reinickendorf oder zur Musterplattenbauwohnung in Hellersdorf machen. Oder man liest sich Detailwissen zu bereits bekannten Orten an – zum Beispiel, was es mit dem legendären Schwerbelastungskörper der Nazis in Tempelhof auf sich hat (hier testete Albert Speer, ob der Grund seinen gewaltigen „Germania“-Triumphbogen aushalten würde). Oder warum 1926 ein Spreetunnel zwischen Friedrichshagen und dem Müggelsee gegraben wurde (um dem Ansturm der Wochenendausflügler beizukommen). Das Schöne an diesem Buch: Nicht alles lässt sich als Ausflugsevent konsumieren. Aber sich auf diese Stadt einzulassen, kann eben auch heißen, an der Panke Berberitzen essen, sich im Avus-Motel mit Truckern unterhalten oder den Hasen auf der Bundesallee beim Hoppeln zusehen. API Foto: Rainer Zenz/cc