Luxus an der Leine

Pankow ist der neue Wohlstandsbezirk. Da geht es nicht nur den Menschen, sondern auch ihren Tieren gut. In einem neuen Laden im Bötzowviertel gibt es Biofressen für Hunde

VON SUSANN HOFFMANN

Man könnte fast Appetit bekommen: Pute mit Birne, Kartoffeln und Gemüse. Und danach selbst gemachte Muffins. Alles Bioprodukte aus Deutschland oder Schweden, garantiert ohne Konservierungsstoffe. Doch was so lecker klingt, ist gar nicht für Menschen gemacht, sondern für Hunde. Das Sortiment steht im Laden „Hauptstadthund“. Er bietet ein breites Angebot für all jene, die ihren Vierbeiner verwöhnen wollen. Und bereit sind, dafür auch ein bisschen was zu bezahlen.

Das Geschäft hat vor sieben Wochen eröffnet, im Bötzowviertel in Prenzlauer Berg. Gutbetuchte Kunden dürfte es genug geben in der Nähe. Der neue Mikrozensus für das Jahr 2006 zeigt, dass die Menschen in Pankow inzwischen fast genauso viel verdienen wie die in Steglitz-Zehlendorf oder Charlottenburg-Wilmersdorf (taz berichtete). Im Bötzowviertel – eingekeilt vom Winsviertel auf der einen, vom Volkspark Friedrichshain auf der anderen Seite – etablieren sich seit längerem Bioläden, trendbewusste Geschäfte für Kindermode, Cafés mit reichhaltigem Müsli-Sortiment.

Und nun der Bioladen für Vierbeiner. „Mir war wichtig, dass es endlich auch ein gesundes Angebot für Hunde gibt“, sagt Christina Sieber, Geschäftsführerin und selbst Hundebesitzerin. Sie glaubt, dass sie genug Abnehmer finden wird. Das Bewusstsein der Menschen habe sich verändert. „Der Trend hier geht ja auch eher zu Kind oder Hund.“

Den Laden hat Sieber puristisch eingerichtet: Die Produkte stehen in nicht überladenen Regalen. Die Luft ist frisch. Von einem großformatigen Poster lächelt Haushund Elvis. Interessierte Kunden können in einer Leseecke in Hundebüchern und Magazinen stöbern. Den Kaffee gibt’s selbstverständlich dazu.

Und so erfährt man, dass es für Hunde inzwischen schon eigene Backmischungen gibt. Gegen den kleinen Hunger zwischendurch helfen ausgefallene Lolly Pops – Dinkelkekse mit Rinderhaut. Sieber ist es wichtig, dass auch Normalverdiener in ihrem Laden einkaufen können. Sie bietet teure, aber auch günstige Produkte an. Es gibt nicht nur Lebensmittel im „Hauptstadthund“, sondern auch Spielzeug, um den Hund zu fördern. Hundeleinen sind trendig bedruckt. Halsbänder, passend zu Herrchens und Frauchens Outfit, sind erhältlich. Oder ein mit einem weichen Stoff überzogenes Himmelbett namens Dreambay. Wer sagt denn, dass Hunde auf einfachen Wolldecken oder in einem Korb schlafen müssen?

Ein Student Mitte 20 kauft regelmäßig im Laden ein. Für sich selbst besorgt er keine Bioprodukte, für seinen Hund schon. „Der ist ein bisschen schwierig, der braucht das“, sagt er. Auch ein 81-Jähriger findet Bio gut. Und will darauf selbstverständlich auch für seinen Vierbeiner nicht verzichten.

Eine Künstlerin, die in der Nähe wohnt, kann das nicht verstehen. „Das ist doch völlig absurd. Ein Hund muss nicht bio essen. Es gibt genug Menschen, die sich das nicht leisten können.“ Auch eine Frau, die in der Werbung arbeitet, Mutter und Hundebesitzerin, sagt: „Ich finde es ein bisschen überkandidelt. Ein Hund ist halt ein Hund.“ Doch das Viertel ist in letzter Zeit immer schicker geworden. Vielleicht ist es ja gerade der richtige Ort für ein solches Geschäft.