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Archiv-Artikel

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Heckler & Koch

WAFFENPRODUZENT Lieferung von Sturmgewehren für Gaddafi angeblich von dessen Sohn eingefädelt

Einen Besuch des Diktatorensohns kann Heckler & Koch nicht ausschließen

BERLIN rtr/dpa/afp | Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Waffenproduzenten Heckler & Koch wegen des Verdachts auf Lieferungen an Libyen. „Wir ermitteln gegen Verantwortliche der Firma wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz“, sagte die Stuttgarter Staatsanwältin Claudia Krauth dem Spiegel. Die libyschen Rebellen hatten G36-Gewehre von Heckler & Koch erbeutet, als sie Ende August Tripolis eroberten. Viele Gewehre seien noch verpackt gewesen. Libyen unter dem mittlerweile getöteten Machthaber Muammar Gaddafi unterlag einem Waffenembargo.

Heckler & Koch aus dem baden-württembergischen Oberndorf erklärte am Sonntag, die Lieferung stamme aus einer Tranche, die 2003 mit Genehmigung deutscher Behörden für Ägypten bestimmt gewesen sei. Wie sie nach Libyen gelangten, sei unbekannt. Nach Darstellung des Spiegel handelt es sich um 608 Sturmgewehre und 500.000 Schuss Munition. Heckler & Koch begrüßte, dass die Bundesregierung deswegen ein Auskunftsersuchen an Ägypten gestellt habe. Wie die Bild am Sonntag berichtet, wurde die Weiterleitung der Gewehre möglicherweise 2003 von einem der Söhne Gaddafis in Deutschland ausgehandelt. Leibwächter von Saadi Gaddafi bezeugten dem Bericht zufolge, dass dieser im Frühjahr 2003 den Firmensitz von Heckler & Koch in Oberndorf besuchte und sich zusammen mit einem Begleiter von der libyschen Botschaft in Berlin mehrere Stunden lang über die Produkte des Rüstungsunternehmens informieren ließ. Heckler & Koch erklärte, man könne den Besuch des Gaddafi-Sohnes „weder bestätigen noch ausschließen“; es gebe in schriftlichen Unterlagen keine Hinweise auf einen solchen Besuch. Die damals verantwortlichen Geschäftsführer seien nicht mehr im Unternehmen.

Heckler & Koch ist einer der wichtigsten Lieferanten der Bundeswehr und der deutschen Polizei. Friedensaktivisten beschuldigen das Unternehmen immer wieder, illegal Waffen in Krisenregionen zu liefern; der Waffenhersteller weist die Vorwürfe zurück.