Gaddafis Leichnam an geheimem Ort beerdigt

LIBYEN Ergebnisse der Obduktion noch nicht bekannt gegeben. Mehr als 100 Tote bei Explosion in Sirte

BENGASI afp | Die neue Führung in Libyen hat den langjährigen Machthaber Muammar al-Gaddafi nach eigenen Angaben an einem geheimen Ort bestatten lassen. Zuvor sei eine religiöse Zeremonie abgehalten worden, sagte am Dienstag ein Vertreter des Militärrats in der Küstenstadt Misurata.

Gaddafis Sohn Mutassim sowie sein früherer Verteidigungsminister Abu Bakr Junis Dschabir seien direkt neben seinem Grab bestattet worden, sagte der Vertreter des Militärrats von Misurata. Mit der Geheimhaltung der Grabstätten will die neue libysche Führung verhindern, das diese sich zu Pilgerorten für Anhänger Gaddafis und seiner Familie entwickeln.

Gaddafi war am vergangenen Donnerstag in seiner Geburtsstadt Sirte getötet worden. Ob er bei Gefechten starb oder gezielt von Truppen der Übergangsregierung umgebracht wurde, ist weiter unklar. Gaddafis Sohn Mutassim und der frühere Verteidigungsminister starben ebenfalls am Donnerstag in Sirte. Die Leichen der drei Männer wurden in den vergangenen Tagen in einer Kühlhalle in Misrata öffentlich ausgestellt.

Zwischenzeitlich hatte der Übergangsrat angekündigt, die Leiche Gaddafis an seine Verwandten übergeben zu wollen. Am Montagabend fuhren nach Angaben von Wachposten dann aber mehrere Militärfahrzeuge an dem Kühlhaus vor und holten die Leichname ab. Der Vertreter des Militärrats in Misurata sagte, er habe die Erlaubnis zur Beerdigung gesehen. Darin habe es geheißen, Gaddafi sei von zwei Schüssen in den Kopf und in die Brust getroffen worden.

Am Sonntag soll Gaddafis Leiche trotz vorheriger gegenteiliger Ankündigungen der neuen libyschen Führung obduziert worden sein. Der verantwortliche Arzt sagte jedoch, er könne das Ergebnis der Untersuchung erst bekannt geben, wenn der Übergangsrat dies erlaube. Dieser führt Gaddafis Tod auf seine Kopfwunde zurück, die ihm im Gefecht beigebracht worden sei. Zeugenberichte und Videoaufnahmen legen jedoch nahe, dass er nach seiner Gefangennahme vorsätzlich erschossen wurde.

In Sirte kamen bei der Explosion in einem Treibstofflager nach Angaben des Übergangsrats mehr als hundert Menschen ums Leben. Wie ein Truppenkommandeur sagte, wurden zudem 50 Menschen verletzt.