DER RECHTE RAND WOZU EIN HANNOVERSCHER NEONAZI VERURTEILT WURDE
: Bewährung für Patrick K.

Der Angriff hat für Patrick K. Konsequenzen. Am Dienstag verurteilte das Amtsgericht Springe das ehemals führende Mitglied der verbotenen rechtsextremen Gruppe „Besseres Hannover“ zu einem Jahr Haft auf Bewährung – unter anderen wegen eines Angriffs auf den Grünen-Bundestagsabgeordneten Sven Kindler. Berücksichtig hat das Gericht dabei eine gute Sozialprognose für den 21-jährigen Angeklagten.

Etwas über ein Jahr ist es her, dass K. den haushaltspolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion anging, auf offener Straße im alternativen Hannover-Linden. Kindler zufolge war ihm der Angreifer schon kurz zuvor aufgefallen: brauner Kinnbart, blaue Adidas-Turnschuhe – „Style autonomer Nationalist“, habe er sich gedacht, sagt Kindler.

„Bist du Sven von den Grünen?“, habe der andere ihn angesprochen. „Hast du nicht auf der Anti-Frei-Wild-Kundgebung gesprochen?“ Kaum hatte der Bundestagsabgeordnete das bejaht, wurde er von K. als „Hurensohn“ und „Vaterlandsverräter“ bepöbelt, geschubst und geschlagen. Kindler erinnert sich, dass K., der von einer jungen Frau mit langen roten Haaren begleitet wurde, gedroht habe: „Ich mach’ dich fertig, wenn du noch mal so etwas machst!“

Vor dem Amtsgericht räumte der Angeklagte, der auch unter dem Namen „Jugendgedanken“ als Liedermacher in der rechten Szene auftritt, den Angriff ein. K. gestand zudem, an einem Angriff auf drei Mitglieder der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) sowie einem versuchten Angriff auf einen im Stadtzentrum hungerstreikenden Asylsuchenden beteiligt gewesen zu sein.

Eine Reihe ungeklärter Angriffe auf Parteibüros und einen Döner-Imbiss, die dem Angeklagten auch angelastet wurden, wird nach dem Teilgeständnis nun nicht mehr verfolgt. Fallengelassen wurde auch der Vorwurf, die Gedenktafel für eine von den Nazis zerstörte Synagoge beschädigt zu haben.

Neben der Bewährungsstrafe verurteilte das Gericht K. zu 100 Sozialstunden. In seinem neuen Wohnort, dem sächsischen Chemnitz, ist er in der rechten Szene längst wieder aktiv.

ANDREAS SPEIT

■ arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland