betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Der Mann war Dandy, Dada-Erbe, Poet und Nachkriegsavantgardist: Konrad Bayer, dem das Gewisse und Verständliche suspekt waren, weshalb er die Oberfläche der Dinge und der Sprache durchstoßen wollte, um zu tieferer Wahrheit zu gelangen. Dabei stieß er jedoch immer wieder nur auf neue Oberflächen und Verkrustungen, bis er die Kraft verlor. Gemeinsam mit Oswald Wiener (dessen Tochter Sarah später Karriere als Köchin machte), Gerhard Rühm und H. C. Artmann begründete Bayer in den 1950er Jahren die Wiener Gruppe, zu deren Trabanten auch Ernst Jandl und Friedericke Mayröcker zählten. Am Ende wurde Bayer Opfer des deutschen Literaturbetriebs. Nach einem Auftritt bei der Gruppe 47, wo man Bayers surrealistisch-magische wie philosophisch grundierte Texte samt ihres abgründigen Witzes nicht verstand und verriss, nahm sich Konrad Bayer 1964 das Leben. Da war er gerade 32 Jahre alt. Sein Werk ist ziemlich vergessen, findet aber immer mal wieder extraordinäre Interpreten. Herbert Fritsch zum Beispiel, der aus Bayers Texten schon rezitierte und mit ihnen Soloabende bestritt, als er noch Schauspieler an der Volksbühne war. Nun wird er ein ganzes Stück aus Bayers Texten inszenieren mit sieben Schauspielern und vier Musikern. Und zwar unter der Überschrift „der die mann“ (Volksbühne: „der die mann“, Premiere 18. 2., 19.30 Uhr).

Im Zoo schon mal einen Zoh gesehen? Nein, das ist jetzt kein Konrad-Bayer-Zitat, sondern eine ernst gemeinte Frage. Der tiefere Sinn erschließt sich allerdings erst, wenn man auch weiß, dass Zoh das japanische Wort für Elefant ist. Und was das jetzt mit Theater zu tun hat? „Description of an Elephant“ ist der Titel einer Tanzinstallation, die die japanische Butoh-Tänzerin und Choreografin Yuko Kaseki mit dem Ensemble des Thikwa-Theaters entwickelt hat. Darin soll, wie das Theater vorab verbreitet, gefragt werden, „wie wir gebrochene Körper, Erfahrungen und Gefühle wahrnehmen“. Und zwar anhand der Geschichte von Blinden, die einen Elefanten betasten und berühren, um herauszufinden, wie er beschaffen ist (Theater Thikwa: „Description of an Elephant“, Premiere: 18. 2., 20 Uhr).

Ja, und wenn das kein Zeichen dafür ist, dass der Frühling nicht mehr nur im Bereich des Utopischen liegt! Die Märchenhütte (also das Winterquartier des Theaters Hexenkessel) kündigt ihre letzte Premiere dieser Saison an: „Die sieben Raben“ nach dem Märchen der Brüder Grimm. Darin verflucht ein dummer Vater seine sieben Söhne, die sich in Raben verwandeln. Am Ende werden sie von der jüngsten Schwester erlöst (Märchenhütte: „Die sieben Raben“, ab 13. 2., 16.30 Uhr).