: Köln liegt von Frankfurt aus näher als Berlin
BUCHMARKT Passen Eichborn und Bastei Lübbe wirklich zusammen? Auf jeden Fall gibt es Hoffnung für den Verlag mit der Fliege
Endzeitstimmung herrschte noch zur Frankfurter Buchmesse, Mitte Oktober. Zwar war der Eichborn-Verlag noch mit einem Stand vertreten, dank der Großzügigkeit der Messe, die kurzfristig einer Halbierung der gemieteten Fläche zustimmte. Doch alles deutete darauf hin, dass es das letzte Mal gewesen sein dürfte, dass der insolvente Frankfurter Spontiverlag den Lesern ein Programm präsentierte. Die Übernahmeverhandlungen mit dem Aufbau-Verlag waren endgültig gescheitert; der Gläubigerausschuss hatte das Angebot aus Berlin kategorisch abgelehnt; Insolvenzverwalter Holger Lessing kündigte an, dass Eichborn Mitte 2012 endgültig würde schließen müssen – wenn sich nicht doch noch ein Investor fände.
Und genau das ist nun der Fall, auch wenn es auf den ersten Blick ein wenig kurios anmutet. Der Kölner Großverlag Bastei Lübbe hat ein Angebot abgegeben, das nach den Worten des Insolvenzverwalters „akzeptabel“ sei und „alle wichtigen Eckdaten“ enthalte. Bastei Lübbe ist ein reiches Unternehmen, das sein Geld allerdings mit Romanheften, Fantasybüchern oder B-Promi-Biografien verdient (zuletzt der von TV-Promi Daniela Katzenberger). Dennoch lässt Verleger Stefan Lübbe verlautbaren: „Ich bin sicher, dass Bastei Lübbe und Eichborn gut zusammen passen werden, wir haben ähnliche Verlagsphilosophien.“ Und was noch nicht ist, kann ja noch werden.
Der Deal, wenn er denn tatsächlich zustande kommt, ist nicht nur die wundersame Wiederbelebung eines bereits tot gesagten Patienten, sondern auch ein Geschäft, das letztendlich beiden Seiten zugutekommen kann. Denn Bastei Lübbe hat sich in der letzten Zeit eifrig bemüht, sein Programmsegment zu verbreitern. So wurde beispielsweise der Kinderbuchverlag Baumhaus der Gruppe eingegliedert. Ein eingeführter Publikumsverlag mit geschärftem Profil und einer unverwechselbaren Corporate Identity kann da nur hilfreich sein. Auch wenn das Flaggschiff des Eichborn-Verlages (nicht den Umsatz, aber die Qualität betreffend), die Andere Bibliothek nämlich, aus der Insolvenzmasse herausgelöst und gesondert verkauft werden soll. An dieser Buchreihe hat Bastei-Lübbe kein Interesse. Doch um die Andere Bibliothek muss man sich nicht sorgen – es wird sich mit ziemlicher Sicherheit ein etablierter und ambitionierter literarischer Verlag finden, der das Prestigeobjekt weiterführen wird.
In der kommenden Woche, so hat Verleger Stefan Lübbe es angekündigt, sollen mit den rund 20 verbliebenen Eichborn-Mitarbeitern Gespräche geführt werden. Dass der Standort Frankfurt nicht zu halten sein wird, ist ausgemachte Sache. Es wird wohl auf einen Umzug des Verlages nach Köln hinauslaufen. Doch das ist von Frankfurt aus ja immerhin näher als Berlin, wohin die Mitarbeiter zuletzt auf gar keinen Fall ziehen wollten. Und in diesem speziellen Fall gilt sowieso: Besser kein Eichborn-Verlag in Frankfurt mehr als überhaupt kein Eichborn-Verlag mehr. CHRISTOPH SCHRÖDER