Mein Gott, Olaf

NACH DER HAMBURG-WAHL

Montag, 16. Februar, 6 Uhr: Zufrieden schaut Olaf Scholz in den Badezimmer-Spiegel. Gestern Abend schon wieder die absolute Mehrheit in Hamburg bekommen und bewundernde Blicke von Gattin Britta Ernst obendrein. Jetzt fehlt nur noch Olympia und danach die Kanzlerschaft. Aber erstmal nach Berlin.

Montag, 10 Uhr: Tosender Jubel auf der SPD-Präsidiumsitzung in Berlin, alle wollen sich in Scholz’ Glanze sonnen. Vor allem der Gabriel, der unter vier Ohren fragt, ob der Olaf ihm jetzt die Kanzlerkandidatur 2017 streitig machen wolle. Will er nicht. Soll sich doch der Gabriel von der Merkel platt machen lassen. Scholz kann warten. Bis 2021.

Dienstag, 17. Februar, 8 Uhr: Der Horch sagt vor der Senatssitzung, er will als Wirtschaftssenator doch aufhören. Er ist ja auch schon 66 und will lieber mehr Zeit auf seinem Segelboot verbringen. Scholz hatte natürlich auch das vorhergesehen und insgeheim einen Nachfolger auserkoren. Reinhard Meyer (55), SPD-Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein. Der hat da eh immer häufiger Ärger mit Regierungschef Torsten Albig, außerdem wohnt er in Altona und pendelt jeden Morgen nach Kiel. Der wird jetzt angerufen.

Dienstag, 12 Uhr: Meyer sagt zu, klappt alles wie geplant.

Dienstag, 14 Uhr: Scholz teilt Bau- und Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) mit, dass sie im Amt bleiben muss. Sähe sonst so aus, als würde er vor der Presse kuschen, die seit vier Jahren kaum ein gutes Haar an Blankau lässt. Dabei macht sie nur das, was Scholz von ihr verlangt: Beim Wohnungsbau stört sie nicht, bei der Umwelt macht sie den Deckel drauf. Alles feinste Taktik. Haben die Schreiberlinge bloß nicht durchschaut.

Dienstag, 18 Uhr: Senatspressechef Christoph Holstein macht Scholz auf einen im Internet kursierenden Witz aufmerksam: „Was ist der Unterschied zwischen Gott und Olaf Scholz? Gott glaubt nicht, Olaf Scholz zu sein.“ Scholz guckt verwirrt: „Versteh’ ich nicht“, sagt er.  SMV