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Archiv-Artikel

Einblick (561)

QUANG BAO, PROJEKTMANAGER/KUNSTKRITIKER

ZUR PERSON

■ Quang Bao (*1969) lebt und arbeitet in Berlin und New York City. Studium der Literatur und des Kunstmanagements an der Boston und der Columbia University, Verfasser und Herausgeber von Essays, fiktionaler und nichtfiktionaler Literatur und Kritiker für die New York Times, den Boston Globe, die International Herald Tribune, das National Public Radio und andere. Er ist Projektmanager von 68projects. Aktuelle Gruppenausstellung: „You Don’t Bring Me Flowers“ (+ The Mistress Projekt), bis 7. 3. (Di–Sa, 11–18, Fasanenstr. 68).

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?Quang Bao: Ibrahim Quraishi und Joanne Greenbaum in der Galerie Crone. Quraishi schoss eine Serie von Videos, in denen er jeden der Teilnehmer bat, einen Gegenstand auszusuchen und so zu tun, als würde er ihn zwischen zwei Tischen hin und her bewegen. Für mich ist das sparsam und poetisch zugleich, weil immer wieder nichts von A nach B bewegt wird. Die Arbeit funktioniert als vielschichtige Metapher für Erinnerung und persönliche Reise – und in Anbetracht der ethnisch vielfältigen Zugehörigkeiten der Teilnehmenden auch für Immigration und sich ständig wandelnde Kulturen. Greenbaum ist ein Zauberin. In einer einzigen Arbeit gibt es so viel zu entdecken. Sie erlaubt uns, daran zu glauben, dass ein Gemälde glücklich machen kann. Die Kunstwelt ist ja merkwürdigerweise der Meinung, über Kunst und Glücklichsein zu sprechen mache dich sofort zum Dekorateur. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie empfehlen? Im Play Room im Betweenbridges hatte ich kürzlich einen Slow-Motion-Thrill. Ich hab es nicht richtig begriffen, aber Musik überspringt Sprache und bringt die Sinnlichkeit hervor. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich zurzeit durch den Alltag? Ich jongliere bei meiner Lektüre. „Ghost Dreams“, „Berlin Days“, die Magazine Elle, Décor, Exberliner und Monocle, dazu kommt die neue Biografie über Kusama. Jedes Jahr nehme ich mir vor, ein Wirtschaftsbuch zu lesen, um nicht komplett ungebildet über die Arbeitswelt zu bleiben, diesmal „Made to Stick“. Weil 68projects ein neues Unternehmen ist und ich es solide angehen will, habe ich angefangen, The Harvard Business Review zu lesen. Die Amerikaner lieben ja die Idee, dass wir immer etwas erreichen können. Also bilde ich mir ein, dass ich mich ändern kann und die Fähigkeit besitze, mich ständig zu verbessern. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Das Ritual, mit meinem Freund zusammen aufzuwachen, zwei Tassen Kaffee zu trinken und darauf zu warten, dass unser drei Jahre alter Westie-Terrier unseren Tag in Gang bringt. 2015 freue ich mich am meisten darauf, meine Schreibmaschine zu benutzen, die mein Freund repariert hat, um jeden Tag eine neue Seite für die „Declaration of Interdependence“ zu schreiben: eine neue Liste humanistischer Regeln darüber, wie die Einwohner eines imaginären Orts names PlanetNext gegenseitig miteinander umgehen sollten.