KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

BRIGITTE WERNEBURG

Jana Müller und Wiebke Elzel füllen ihr Bildarchiv mit verlassenen und aufgegebenen Räumen weiter an. Zuletzt waren die beiden Fotografinnen, die, seit sie sich an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig kennengelernt haben, an einzelnen Projekten immer wieder zusammenarbeiten, im Hotel Bogotá. Es ist nun doch verkauft und geräumt worden. Und zwar so schnell, dass die beiden Fotografinnen, als sie von einer kurzen Pause zurückkamen, den Kronleuchter schon nicht mehr vorfanden, wie er von der Decke genommen auf dem Boden lag.

Bei diesem Tempo konnten sie die Räume nicht weiter inszenieren. Die Zeichen, die man unwillkürlich mit Krisen, Katastrophen oder überhaupt dem Kontrollverlust assoziiert, fielen bei der Räumung des berühmten Hotels in der Schlüterstraße Ecke Ku’damm quasi von ganz alleine an. Müller/Elzels Bilder zeigen das aufgegebene Hotel konkret als verlorenen gesellschaftlichen und als paradigmatisch umstrittenen politischen Raum: denn die Gentrifizierung derart geschichtsträchtiger Juwele hat in Berlin gerade erst begonnen. Es lohnt sich unbedingt bei der Galerie Springer vorbeizuschauen. (Bis 11. 4., Di.–Fr. 12–18, Sa. 12–15 Uhr, Fasanenstraße 13)

Auch der Besuch der Galerie Judin lohnt sich. „Cluj Connection 3D“ zeigt acht Künstler, die alle, wie der Titel sagt, skulptural und installativ arbeiten und alle in Verbindung zu der Stadt Cluj in Rumänien und der dortigen Kunsthochschule stehen. „Cluj Connection 3D“ ist die Fortsetzung der epochalen Ausstellung in Zürich mit der 2006 Cluj und seine Künstler, unter ihnen Victor Man und Adrian Ghenie, schlagartig auf der Landkarte der internationalen Kunstszene auftauchten. Zu Mircea Cantor, Ciprian Muresan, Gabriela Vanga und Christi Pogacean stoßen Razvan Botis und die jungen Talente Mihut Boscu Kafchin, Radu Cioca und Vlad Olariu hinzu. Auch diese Schau kennt Topfpflanzen. Doch tückisch und fast unsichtbar, hat Razvan Botis ein Messer zwischen die schmal aufragenden Blätter der Sansevieria gesteckt.

Eine politische oder gesellschaftskritische Flipside findet sich bei jeder der gezeigten Arbeiten. Christi Pogaceans „Model for ‚Bird of Prey‘“ etwa, das Gipsmodell eines US-amerikanischen Kampfflugzeugs der Firma McDonnel Douglas, schaut natürlich wie ein Flugzeug aus, könnte aber auch eine Brancusi-Skulptur sein, bis man nach längerem Schauen die etwas in die Länge gezogene, berühmt-berüchtigte Figur des Abu-Ghraib-Gefangenen erkennt, wie er mit den Drähten an den Händen und der über den Kopf gezogenen, spitzen Tüte auf dem Pappkarton steht. (Bis 11. 4., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Potsdamer Str. 83)