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Archiv-Artikel

Die Einzelkämpfer-Metropole

2009 soll die Hamburg-Triennale starten. Chefin ist Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard. Ein Kooperationsangebot des Elbphilharmonie-Leiters, der auch ein Festival plant, ist aber nicht in Sicht

Die erste Vision

Als „Fest der Bürger“ war das von der Hamburg Triennale GmbH initiierte und 2004 erstmals der Öffentlichkeit präsentierte Festival ursprünglich konzipiert. Konzerte in Kontor- und Bürgerhäusern, Theater in Docks und Bahnhöfen sollten ebenso stattfinden wie Ausstellungen und Lesungen, die ein gemeinsames Motto tragen sollten. Zu finanzieren sei das Festival aus den Budgets der beteiligten Einrichtungen. PS

VON PETRA SCHELLEN

Die Hamburg-Triennale kommt, und zwar im Jahr 2009. Jedenfalls wahrscheinlich. Denn mehrmals schon hatten Bürgemeister Ole von Beust (CDU) und andere Granden das spartenübergreifende Kulturfestival lautstark getauft und still wieder ins Koma befördert. Jüngster, nicht eingehaltener Starttermin: 2007. Doch Geld fehlte, Konzepte zerschlugen sich, Gremien zerstritten sich und lösten sich teilweise auf. Übrig blieb der stetig proklamierte Wille der Kulturbehörde, einen Intendanten zu finden, der die Dinge richten sollte.

Das ist inzwischen geschehen: Amelie Deuflhard, im September angetretene Kampnagel-Chefin, soll nun auch die Hamburg-Triennale stemmen. „Ein relativ erklecklicher Teil ist finanziert, den Rest werden wir im kommenden Jahr bei Sponsoren und Stiftungen akquirieren“, beteuerte sie dann auch beim Kulturklub am Mittwochabend.

Diese von Journalisten, einem Galeristen und der Hochschule für Musik und Theater initiierte Zusammenkunft galt diesmal der Frage nach Hamburgs Festivalzukunft und der Diskussion darüber, wie ein spartenübergreifendes Festival zu gestalten sei. Denn die Konkurrenz ist groß: Im Frühjahr gibt es die Ostertöne von Generalmusikdirektorin Simone Young. Im Sommer das Schleswig-Holstein Musik Festival. Just im Herbst 2009 eröffnet außerdem die Elbphilharmonie, und das nicht nur für einen Tag: Intendant Christoph Lieben-Seutter hatte kürzlich von einer Eröffnungs-Woche gesprochen. Angesichts so zahlreicher Highlights kann man durchaus fragen, wie sich ein weiteres, noch dazu spartenübergreifendes Festival verorten soll und ob Kooperationen, vielleicht gar Verschmelzungen sinnvoll sind.

Doch Christoph Becher, Assistent des Elbphilharmonie-Intendanten, gab sich im Kulturklub merkwürdig wortkarg. Nicht nur, dass er anstelle eines Gesprächsangebots an die Triennale-Macherin zunächst das jährlich geplante Elbphilharmonie-Festival promotete, das – wie die Triennale – im Mai stattfinden soll, und zwar für zwei bis vier Wochen. Auch hatte er wohl nie über eine Kooperation mit den Schleswig-Holstein Musikfestival nachgedacht. Dabei ist dessen Intendant Rolf Beck auch Chef des NDR-Sinfonieorchesters, des künftigen Residenzorchesters der Elbphilharmonie. Man dürfte sich also kennen.

„Er kann in einer Stadt gar nicht genug Festivals geben“, sagte Becher stattdessen, und: „Wegen der Künstler werden wir uns notwendigerweise terminlich absprechen müssen“. Doch auch zum Profil des Elbphilharonie-Festes verriet er wenig. „Es gibt nicht viele musikalische Lücken in Hamburg, aber überall ist noch Potenzial.“ Das Publikum für Alte Musik sei zum Beispiel in Wirklichkeit weit größer als bislang angenommen. Auch wolle man sich mit Pop und Jazz profilieren – eine Option, die Chef Lieben-Seutter jüngst ausgeschlossen hatte, weil gerade dieser Bereich in Hamburg bereits gut bedient sei.

Doch abgesehen von solchen Ungereimtheiten entschloss sich auch Amelie Deuflhard zu keiner klaren Aussage über die Machart einer von ihr geleiteten Triennale. Nicht nur, dass sie die Sparten Kunst und Musik mit keiner Silbe erwähnte. Auch beließ sie es bei der These, dass vor allem Choreographen für ein solches Festival gebraucht würden.

Aber eigentlich, darin waren sich alle einig, braucht Hamburg ein solches Festival, damit internationale Künstler endlich einen Grund haben, hier Halt zu machen. Eigentlich braucht man es – für Gedächtnis und Kontinuität – auch jedes Jahr.

Ins Detail oder auch nur in die Kooperations-Diskussion führte dieser Abend jedoch nicht. Stattdessen bot er das Panorama einer zerklüfteten Kulturlandschaft, zu deren Zusammenwachsen auch die Neuankömmlinge nichts beitragen – sei es aus Vorsicht, sei es aus der Erkenntnis heraus, dass ihre Macht angesichts der Alteingesessenen begrenzt bleiben wird. Andererseits könnten die neuen Intendanten dies aufbrechen, indem sie gemeinsame Sache machten. Aber dafür ist vermutlich jeder Einzelne zu eitel.