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Archiv-Artikel

Feuer, Fahrräder, Fotoausstellung

Das Fundamt im Viertel hat sich in ein generationsübergreifendes Kultur- und Begegnungszentrum verwandelt

Die Ausstellung ist durchaus ortsspezifisch konzipiert: „FUNDstücke“ nennen Waltraud Lüdemann und Renate Neumann-Breeger ihre Fotografien, die die Wände des großen Backsteinbaus Auf der Kuhlen schmücken. Bis auf Kunst wurde hier bis vor vier Jahren sie ziemlich alles gehortet und irgendwann versteigert, was Leute verloren hatten. Jetzt hat sich das „Alte Fundamt“ in ein Kultur- und Begegnungszentrum verwandelt.

Initiator des Geschehens ist Johannes G. F. Bruns. Seit Jahren leitet er einen Theaterzirkel im angrenzenden „Haus im Viertel“, als die Übernahme des Fundamt-Gebäudes seitens der „Heimstiftung“ geplant wurde, brachte Bruns die Idee eines Kulturzentrums mit Restauration auf. Als ehemaliger Stadtrat für Kultur und Soziales im niedersächsischen Nordhorn hatte er Erfahrung mit dem Aufbau von Kultureinrichtungen. Mittlerweile hat der von Bruns mitgegründete gemeinnützige Verein „FundamtTreffen“ 45 Mitglieder, von denen sich ein Drittel „sehr aktiv“ am Geschehen beteilige. Neben dem Programm mit bislang zwei bis drei Veranstaltungen pro Woche verantwortet der Verein auch den Betrieb von Restaurant und Café – hier liegt die wirtschaftliche Basis der ganzen Unternehmung. Immerhin sollen mittelfristig zehn bis 12 eigenfinanzierte Arbeitsplätze entstehen. Derzeit sind es bereits fünf Menschen, die als Ein-Euro-Jobber oder über das Programm „50 plus“ finanziert werden. Der erste tragfähige Wirtschaftsplan soll im Januar aufgestellt werden, unter anderem hofft der Verein auf einen dauerhaften Zuschuss seitens des Sozialressorts. Bislang wurden lediglich Einzelinvestitionen von Ressorts und Beirat unterstützt.

Ist das Viertel mit zahlreichen Zentren zwischen „Lagerhaus“ und „Weserterrassen“ nicht bereits ausreichend versorgt? Bruns betont den partizipativen Ansatz des „Alten Fundamts“, mit dem insbesondere auch älteren Leuten die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben erleichtert werde. Insofern sei das Bestehen der anderen Einrichtungen „keine Konkurrenz“.

Nicht zu unterschätzen ist wohl auch der Reiz der Ortes: Wer die alten Backstein-Hallen noch von der Suche nach verlorenen Rädern kennt, wird erstaunt sein, wie viel man wiederfindet vom Fundamt-Charme, dem rohem Stein, den groben Steinböden – bei einem gleichzeitig sehr gemütlichen Ambiente. Der große gepflasterte Hof bietet Platz für eine großzügige Bestuhlung, vis-à-vis spielen die Montessori-Kinder, das Dachgeschoss mit dem großen Balkon wird von der Demenz-WG bewohnt. Von der Funktion der 1880 erbauten Feuerwache, als die das Gebäude bis zum Zweiten Weltkrieg diente, zeugt noch der Turm, in dem die Feuerwehr ihre Schläuche zum Trocknen aufhängte. Dessen Nachnutzung ist ungeklärt: Entweder richtet der Fundamt-Verein hier Büroräume ein, oder einer der zahlreich gehegten Künstlerträume auf ein Turmatelier erfüllt sich. Derzeit freut sich eine Backsteinaffine Birke am Ausblick ins Viertel.

Bruns und seine MitstreiterInnen haben den Start geschafft, Ende des Jahres wird sich zeigen, inwieweit die ökonomischen Planungen aufgehen. Bis zu 120 Mittagstische können täglich angeboten werden, wovon die BewohnerInnen der 86 Appartments im angrenzenden „Haus im Viertel“ bereits rege Gebrauch machen. Nach Bruns Angaben reichen die Kapazitäten der drei Räume für Feiern mit bis zu 120 Personen, der Seminarbetrieb sei mit einem 18-köpfigen Opernkurs gut angelaufen. Nicht zuletzt das Spendenaufkommen entwickelt sich laut Bruns erfreulich: 2007 seien auf diese Weise bereits 20.000 Euro zusammen gekommen, mit denen jetzt unter anderem eine rollstuhlgerechte Tür eingebaut werden soll. Henning Bleyl

Öffnungszeiten außerhalb der Veranstaltungen: täglich 10 bis 17 Uhr. Informationen: ☎ (0421) 790 13 09. Die Homepage befindet sich noch im Aufbau