Das Aus für den Nobelpreisträger

Der Genompionier James Watson wurde wegen rassistischer Äußerungen vorerst von seinem Aufgaben als Institutskanzler entbunden

Der Nobelpreisträger James Watson ist von dem renommierten US-Forschungsinstitut Cold Spring Harbor Laboratory von seinem Posten als Kanzler suspendiert worden. Anlass waren rassistische Äußerungen des 79-Jährigen, die er anlässlich einer Buchvorstellung in Großbritannien gegenüber der Sunday Times machte. Watson hatte gesagt, dass er die Zukunft Afrikas äußerst pessimistisch sehe, da Tests zeigten, dass Afrikaner weniger intelligent seien als Weiße. Watsons Bemerkungen hatten zu einem internationalen Proteststurm geführt.

Die US-Wissenschaftlervereinigung Federation of American Scientist (FAS) nannte Watsons Behauptung schockierend. Es sei tragisch, dass eine der Ikonen der modernen Wissenschaft eine derartige Unehre über den Beruf gebracht habe. Watson hatte 1962 zusammen mit seinen britischen Kollegen Maurice Wilkins und dem vor wenigen Tagen verstorbenen Francis Crick den Medizinnobelpreis erhalten. Die Forscher hatten entscheidend zur Entschlüsselung der DNA-Helix beigetragen.

In Großbritannien luden nach Veröffentlichung des Interviews mehrere Institutionen, in denen Watson als Redner auftreten sollte, den Nobelpreisträger wieder aus. Die Proteste ebbten auch nicht ab, nachdem der Nobelpreisträger sich von seinen diskriminierenden Äußerungen distanzierte. Auf einer Veranstaltung der Royal Society in London entschuldigte sich Watson für den Ärger, den er verursacht hat. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass die Bewohner Afrikas genetisch minderwertig seien. „Das habe ich so nicht gemeint.“ Er räumte auch ein, das es „keine wissenschaftliche Basis“ dafür gebe.

In einer ersten Stellungnahme hatte sich auch der Vorstand des Cold Spring Harbor Laboratory von den Äußerungen Watsons distanziert. Ein Tag später wurde dann verkündet, dass Watson, der seit 1976 der Institutsleitung angehört, vorerst von allen administrativen Aufgaben entbunden sei.

Die von der Sunday Times veröffentlichten Äußerungen waren nicht Watsons erste „Ausrutscher“. Vor vier Jahren sprach er sich dafür aus, dass die genetischen Selektion dafür genutzt werden sollte, „hässliche Frauen zu eliminieren“. Im Jahr 2000 stellte er einen Zusammenhang her zwischen dunkler Hautfarbe und der Libido. Und 1997 forderte er, dass Eltern eine Abtreibung erlaubt werden sollte, wenn abzusehen ist, dass das Ungeborene einmal schwul sein werde.

WOLFGANG LÖHR