: Jagdinstinkte in der Niedersachsen-FDP
Die Polit-Hoffnung der Landes-Liberalen, Philipp Rösler, will vorerst nicht Minister werden. Die FDP setzt statt Generationenwechsel lieber weiter auf ihre Ressort-Dinos Walter Hirche und Hans-Heinrich Sander. Noch
Ein guter Jäger kann warten – das weiß auch Philipp Rösler. Mit 27 war der Augenarzt Generalsekretär der Niedersachsen-FDP, mit 30 Fraktionschef. Nun ist Rösler 34 Jahre, Vorsitzender der Landespartei, Mitglied im Bundes-Präsidium und eine der größten Polit-Hoffnungen der Liberalen überhaupt. Selbstverständlich ist der in Vietnam Geborene auch Spitzenkandidat für die Landtagswahl im Januar. Und dennoch beschwört Rösler auch an diesem Donnerstagabend in Hannover, dass er nicht Minister werden will.
Wenn FDP und CDU ihre 2003 begonnene Koalition fortsetzen – so sehen es bislang alle Umfragen –, sollen die Altherren weiter im Kabinett amtieren. Wenigstens vorerst. Statt Generationswechsel setzt Rösler auf Umweltminister Hans-Heinrich Sander (62) und Walter Hirche (66): „Sander kommt mit seiner Art gut an.“ Der Minister ist zwar vielen als Atomenergie-Fan und durch das „Kettensägenmassaker“ bekannt, weil er im Biosphärenreservat Weiden fällte. In der Agrarszene, wo die FDP – und auch Rösler – sonst keinen Stich macht, ist der kumpelige Landwirt jedoch beliebt. Allerdings wurde ihm vor kurzem nach einem Schwächeanfall eine Herzklappe eingesetzt, er hat schon drei Bypässe.
Auch Polit-Dino Hirche hat in seinen fast fünf Minister-Jahren öfters krank gefehlt. Zudem könnte er im Wahlkampf ins Störfeuer eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses geraten, der sich mit Mauscheleien beim Tiefwasserhafen befasst. Das hält Rösler allerdings für ausgeschlossen, Hirche soll bleiben.
Lieber kokettiert die Partei mit einer möglichen absoluten CDU-Mehrheit. Das rüttelt die eigene Klientel wach, die Umfragen sehen das aber bislang nicht so. Mit Sorge registrieren die Liberalen dennoch, dass sie hier auf sechs Prozent gesackt sind – 2003 hatten sie noch 8,1 Prozent eingefahren. Da Rösler & Co derzeit auch nicht gerade mit Bundes-Rückwind verwöhnt werden, soll der Wahlkampf mit einer Zweistimmenkampagne starten. Slogan: „Andere rücken nach links, wir bleiben in der Mitte.“ Sticheln auch gegen die CDU.
Und: Wie die Koalitionsverhandlungen enden, weiß auch Rösler nicht. Vielleicht besorgt die CDU ja für ihn den Job des Vatermörders. Eine Schmonzette, die die Büchsenspanner derzeit raunen, ist die vom auch erst 36-jährigen David McAllister. Der CDU-Fraktionschef wolle sich im Umweltressort, einer politischen Leerstelle der Union, profilieren.KAI SCHÖNEBERG