: Nicht bloß Zaster
INVESTIEREN Grüne Geldanlagen: Wo der soziale und ökologische Ertrag eine ebenso wichtige Rolle spielt wie die finanzielle Rendite
■ Die Messe Grünes Geld ist 2015 mit zahlreichen Vorträgen und Präsentationen in vier verschiedenen Städten zu Gast. Zwei Standorte sind erstmals dabei: am 9. Mai in Mainz, am 19. September in Lübeck. Die anderen beiden Termine finden an bekannten Standorten statt: in Stuttgart am 20. Juni und in Köln am 21. November 2015. Der Eintritt ist überall kostenlos.
VON ANSGAR WARNER
Wo man Geld anlegt, entscheidet am Ende immer der „Return on Investment“. Das darf im Zeitalter grüner Geldanlagen nicht nur eine rein finanzielle Rendite sein, der soziale und ökologische Ertrag steht an gleicher Stelle. Die Branche geht auf diesen Trend ein. Ethisch ausgerichtete Geldinstitute werben damit, dass Geld bei ihnen „Sinn macht“. Nachhaltige Fonds versprechen verantwortungsvolle Gewinne. Zudem wetteifern Anbieter mit konkreten Projekten vom klassischen Windpark bis zur zertifizierten tropischen Forstwirtschaft um das Kapital alternativ denkender Menschen. Insgesamt haben die Deutschen bislang 30 Milliarden Euro ethisch investiert, rechnet man Kundeneinlagen bei Banken hinzu, sind es 80 Milliarden Euro.
Tages- und Festgeld
Vor der Wirtschafts- und Finanzkrise war die Eröffnung eines Tagesgeldkontos etwa bei GLS Bank, Ethikbank oder Umweltbank die einfachste Möglichkeit, das eigene Geld für die gute Sache arbeiten zu lassen. Denn diese Banken schließen bestimmte Investitionsfelder von vornherein aus, etwa Atomenergie oder Kohle, gentechnisch veränderte Nahrungsmittel oder Rüstung (Negativliste). Umgekehrt werden Investitionen auch gezielt nach Positivkriterien getätigt, etwa unternehmerisches Engagement gegen den Klimawandel. Mittlerweile liegt die Verzinsung beim schnell verfügbaren Tagesgeld aber nur noch bei etwa 0,2 Prozent. Selbst Festgeldkonten mit einer Kündigungsfrist von 24 Monaten und mehr erzielen weniger als 1 Prozent Verzinsung. Sinn macht das für den Anleger nicht. Eine gute Idee – wenn auch keine Geldanlage – ist es jedoch nach wie vor, das Girokonto bei einer alternativ wirtschaftenden Bank einzurichten.
Aktienportfolio
Wer eine nennenswerte finanzielle Rendite wünscht, muss sich an marktübliche Formen des Risikokapitals heranwagen, zum Beispiel Aktien. Schon seit 1997 gibt auf diesem Gebiet der Natur-Aktien-Index eine Richtschnur – aufgenommen werden nur Branchenvorreiter, die entweder direkt in Öko-Industrien tätig sind oder sich besonders bei der Verbesserung herkömmlicher Produktionsmethoden hervortun. Derzeit sind dort knapp 30 Namen vertreten. Das Engagement lohnt sich. Die Aktienkurse der Unternehmen aus so unterschiedlichen Sektoren wie Wasserrohrsanierung, Homöopathie oder Halbleiterelektronik verzeichnen in den letzten Jahren ein kräftiges Wachstum. Ein ähnliches Bild bietet sich beim Blick auf den Nachhaltigkeitsindex GCX („Global Challenges Index“) der Börse Hannover, in dem knapp 50 Unternehmen versammelt sind, die laut Mission Statement „durch ihre Produkt- und Dienstleistungspalette eine nachhaltige Entwicklung fördern“. Dazu gehört etwa die „Bekämpfung der Ursachen und Folgen des Klimawandels“ oder der „Erhalt der Artenvielfalt“. Auch der GCX kletterte in den letzten Jahren nachhaltig nach oben.
Aktienfonds & Co.
Wer sich kein individuelles Portfolio zusammenstellen möchte, kann stattdessen auf nachhaltige Fonds setzen, die durch die Expertise bei der Zusammenstellung nicht nur möglichst große Sicherheit bieten sollen, sondern auch strenge ethische Auswahlkriterien versprechen. Doch Vorsicht: die finanzielle Rendite mag zwar oft zweistellig sein, doch in puncto Nachhaltigkeit sind viele dieser Fonds Mogelpackungen. Als die Verbraucherzentrale Bremen kürzlich mit Stiftung Warentest mehr als 40 ethisch-ökologische Investmentfonds unter die Lupe nahm, war das Ergebnis ernüchternd. Nur ein Aktienfonds („ÖkoWorld ÖkoVision Classic C“) vermied konsequent alle kontroversen Geschäftsfelder. Dagegen enthielten viele Fonds Kohle und Öl genauso wie Panzerstahl oder Schießpulver (www.verbraucherzentrale-bremen.de/ethische-fonds).
Anleihen
Abgesehen von klassischen Aktienfonds können Anleger auch nachhaltig in Anleihen investieren, „Green Bonds“ oder „Social Bonds“ genannt. So brachte etwa die Kreditanstalt für Wiederaufbau kürzlich ihre erste Öko-Anleihe auf den Markt, Laufzeit: 5 Jahre. Trotz vergleichsweise miserabler Verzinsung von 0,375 Prozent waren diese Papiere äußerst begehrt und schnell ausverkauft. Auch 2015 soll es wieder neue Green Bonds von der KfW geben.
Spezielle Produkte
Manche Anleger möchten konkretere Ergebnisse sehen als nur die Zinsen auf dem Konto: für sie kommen Projekte wie etwa das Waldinvestment der ForestFinanceGruppe in Frage – dort wird das Geld für die Aufforstung ökologischer Mischwälder in Mittelamerika und Asien genutzt, begleitet von Sozialprogrammen und Maßnahmen zum Klima- und Naturschutz. Auf einer Investorenreise kann man die eigenen Bäume auch besuchen.