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Archiv-Artikel

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Rock’n’Roll in Bremen

Im November 1956 war in der Stadt der Teufel los. Drei Tage lang gab es Krawalle, bei denen Polizisten Schlagstöcke gegen Jugendliche einsetzten und der einzige Wasserwerfer der Stadt versehentlich statt der johlenden „Halbstarken“ festlich gekleidete Opernbesucher nass machte. Auslöser dieser ersten handfesten Manifestationen einer Jugendkultur waren die Vorführungen des Films „Rock Around the Clock“ mit Bill Haley in zwei hiesigen Kinos. Unter dem fast prophetischen Titel „Außer Rand und Band“ löste der Film überall in der jungen Republik Krawalle aus, im katholischen Filmdienst urteilte der Kritiker streng: „Um Bill Haley and the Comets aufgebauter Musikfilm, der seine banale Handlung mit unterkühlten Dialogen auffüllt.“ Nun wird an den „Krach und Unfug“ von einst mit einer nostalgischen Veranstaltungsreihe im City 46 erinnert. Natürlich wird der Film, der all dies auslöste, in der Originalfassung gezeigt. Davor gibt es am Freitagabend ab 20.30 neben Bild- und Ton-Collagen Diskussionen mit den Bremer ZeitzeugInnen Gisela Boelen, Günter Rohlfs sowie Ingelore und Dieter Hasagen. Die 1986 in Bremen gegründete Band „Larry And The Handjive“ wird dazu live einige der Hits von Haley nachspielen.

Am Samstag diskutiert ab 15 Uhr der Moderator Detlev Michelers mit SchülerInnen vom Schulzentrum Walle darüber, was heute noch von diesen heißsen Rock’n’roll-Zeiten nachwirkt. Im abendlichen Filmprogramm kann man zuerst bei James Dean in „...denn sie wissen nicht, was sie tun“ aus dem Häuschen geraten. Ab 22.30 wird dann der britsche Film „Telstar“ von 2009 gezeigt, der in Deutschland nie in die Kinos kam. Immerhin mit Kevin Spacey in einer der Hauptrollen wird darin von dem Plattenproduzenten Joe Meek erzählt, der 1961 in London den instrumentalen Welthit „Telstar“ aufnahm.

Sonntag Vormittag wird ein Projekt des Fachgymnasiums Osterholz-Scharmbeck zu Peter Zadeks Film „Ich bin ein Elefant Madame“ und dem ihm zugrundeliegenden Roman „Die Unberatenen“ von Thomas Valentin vorgestellt. Als der Film 1969 in die Kinos kam, waren viele Zuschauer und Kritiker in Bremen gar nicht begeistert. Als einen „politischen Regiefehler“ verrissen seinerzeit etwa die Bremer Nachrichten den Film. Heute wirkt er dagegen so nostalgisch wie die Wiederholungen vom „Beat Club“ im Fernsehen. Die Frisuren, Kleider und Provokationen der Schüler sehen aus der zeitlichen Distanz so harmlos und komisch aus, dass man kaum noch nachvollziehen kann, was an all dem mal so revolutionär gewesen sein soll. Die Aufnahmen vom Alten Gymnasium oder der (noch mit Autos befahrenen) Sögestrasse treiben alteingesessenen Bremern fast die Tränen in die Augen, und der Indianertanz vor dem Roland ist wohl das schönste Kinobild, das die Bremer von ihrer Stadt haben.

Um 13 Uhr zeigt Jörg Sonntag Ausschnitte aus den legendären Beat-Club Sendungen. Die Woche über werden noch weitere Filme zum Thema vorgeführt, darunter auch der selten gezeigte „Roadie“ von Alan Rudolph.