: Bewegte bauen auf Sand
PROTEST Occupy besetzt den Bundespressestrand. Die Pächterin der Fläche duldet die Aktivisten – vorerst
„Berlinsightsee“ – das war der Twitter-Tarnname für den „Stadtrundgang“ der Berliner Occupy-Bewegung am Mittwochmorgen. Er startete nach Angaben von Teilnehmern um 8.30 Uhr mit rund 50 Leuten am Hauptbahnhof und hatte nur ein Ziel: den „Bundespressestrand“ am Spreeufer zu besetzen. Auf dem Gelände der ehemaligen Strandbar bauten die Aktivisten nun mit 15 Zelten und Protesttransparenten das lang ersehnte Camp im Stadtzentrum auf – durch die Pächterin werden sie vorerst geduldet.
„Man hat uns wochenlang hingehalten, jetzt konnten wir nicht mehr warten“, erklärte Saskia Koch, Gründerin der Arbeitsgruppe Camp, die Aktion. Zunächst einigten sich die Besetzer auf ihre Regeln: Erstens: „Wir sind friedlich hier.“ Zweitens: „Wir haben noch keine konkreten Forderungen.“ Drittens: „An diesen wollen wir ab sofort arbeiten.“ Bei jedem Konsens ging die Gruppe einen Schritt auseinander, bis ein Kreis von 25 Metern Durchmesser entstand, den die Anwesenden als „Asamblea-Kreis“ markierten. Von dort aus kommunizierten sie auch mit den Polizisten einer Funkstreife, die gegen 11 Uhr anrückte. Die Atmosphäre blieb locker, auch die später eintreffende Einsatzleiterin sah keinen Anlass einzugreifen.
Die Sandfläche vis-à-vis des Bundestags bietet dieselbe Infrastruktur wie das bisherige provisorische Camp in der Klosterstraße 66. Mit 800 Quadratmetern ist sie allerdings fast doppelt so groß und hat einen besseren Internetanschluss. „Wir haben jetzt Raum für Arbeitsgruppenzelte, was uns inhaltlich voranbringen wird“, so Besetzer Michael. Die derzeitige Pächterin des Geländes lässt die Aktivisten gern dort campen: „Ich sehe Occupy als eine wichtige demokratische Bewegung an“, sagte Johanna Ismayr der taz. Ihr Pachtvertrag mit der Eigentümerin des Areals, der Bundesimmobilienanstalt, läuft am 30. November ohnehin aus, auf dem Gelände soll der Neubau des Bundesbildungsministeriums errichtet werden. Eine Sprecherin sagte auf taz-Anfrage, man werde keine Verzögerung des Baubeginns Anfang Dezember dulden. KG