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Archiv-Artikel

Eine vorsorgliche Feier

Oldenburg hat die Bewerbung für den Titel „Stadt der Wissenschaft 2009“ pünktlich abgeschickt und feiert das. Vielleicht bleibt es die einzige Sause

VON FELIX ZIMMERMANN

Wollte man das Ereignis, das keines ist, überbewerten, könnte man sagen: Die Oldenburger haben ihrer Bewerbung um den Titel „Stadt der Wissenschaft 2009“ so richtig Schub gegeben. Das klingt so, als könnten sie die 250.000 Euro, die der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft auslobt, schon verplanen.

Ganz so ist es nicht, denn die Oldenburger haben bislang nur ihre Bewerbung pünktlich eingereicht. Mehr nicht. Gefeiert wird aber trotzdem schon mal.

Ein Hang zum Repräsentieren wird Oldenburgs Oberbürgermeister Gerd Schwandner (CDU), dem Initiator der Bewerbung, ja nachgesagt, und das geht vor allem dann gut, wenn noch viele andere Leute da sind. Also hat er für Freitagabend 120 Gäste in den Claus-Hüppe-Saal des Stadtmuseums geladen, um das geordnete Absenden der Unterlagen zu begehen. Es soll Fingerfood, Getränke und Musik geben. Man wolle sich, heißt es bei der Stadt, bei den Kooperationspartnern bedanken, die sich für die Bewerbung eingesetzt haben.

Dass allein der Abschluss der Bewerbung für Schwandner Grund zum Feiern ist, stößt bei Oldenburger Politikern auf Kritik. Die SPD-Abgeordnete und Sprecherin im Kulturausschuss Ursula Burdiek sagt, ihr sei das „ein bisschen zu pompös“. Rainer Zietlow, der SPD-Fraktionsvorsitzende, sagt: „Das passt ins Bild, das unsere Verwaltungsspitze abgibt. Die inszenieren sich, dabei sollte es um Inhalte gehen und nicht darum, Events zu präsentieren.“

Ratsherr Sebastian Beer von den Grünen findet es „deplatziert eine Feier zu schmeißen, weil man eine Bewerbung abgegeben hat“. Schwandner nutze jeden Anlass um zu feiern, „aber vielleicht muss man das jetzt machen, weil es der einzige Anlass ist, irgendetwas im Zusammenhang mit der Bewerbung zu feiern.“ Die mit viel Aufwand inszenierte Bewerbungskampagne hat Beer mit Skepsis verfolgt und glaubt, „bei der breiten Bevölkerung ist von der Bewerbung nichts angekommen“.

Das ist herbe Kritik, denn genau darauf hatte Rainer Lisowski, Schwandners Mann für diese Kampagne, abgezielt: Die Oldenburgerinnen und Oldenburger sollten sich beteiligen, sollten die Stadt mit Ideen versorgen und sich begeistern. Dafür wurden an großen Straßen hunderte Plakate geklebt, deren Inhalt man wegen des über den Sommer verschärften Dauerstaus in der gesamten Stadt im Vorbeifahren zwar lesen konnte – so richtig verstanden haben dürfte ihn aber kaum jemand. „Mach mit! Oldenburg bewirbt sich“ stand da, was dann nur sehr wenige auch taten. Jedenfalls will niemand verraten, wie viele Oldenburger tatsächlich ins Kampagnenbüro kamen, um Ideen abzuliefern. Schweigen kann da nur Scham über eine sehr geringe Zahl an Besuchern bedeuten. Eher winzig auch die Zahl derer, die sich an dem Online-Forum beteiligten, um an der Bewerbung mitzufeilen. Die Statistik verzeichnet gerade mal 42 registrierte Benutzer die insgesamt 54 Beiträge hinterlassen haben, die Hälfte davon allerdings ein Mitarbeiter des Kampagnenbüros. Die Versuche von Schwandners Leuten, auf die Bewerbung aufmerksam zu machen, waren rührend. Mit Plastikaufstellern wurde in Oldenburger Geschäften Wissenschaft seicht vermittelt, indem etwa gefragt wurde, wie der Duft aus Blumen ins Parfum komme. Stolz verwies Lisowski auf viel Publikum bei einem Aktionstag in der Fußgängerzone, allerdings bekommt da jeder Aufmerksamkeit, der etwas vorführt.

Die Bewerbung fußt nun wohl vor allem auf den „Ideenschmieden“, in denen mehr oder weniger prominente Oldenburger aus Wirtschaft, Kultur, Verwaltung Ideen wälzten. Sebastian Beer sagt, das sei sehr elitär gewesen: „Da saßen die zusammen, die eh dauernd zusammen sitzen.“ Ob da etwas Originelles heraus gekommen ist, wird man sehen.