„Ihre Karriere endete jäh“

VORTRAG Die Biografie der jüdischen Kunsthistorikerin Helen Rosenau wird beleuchtet

■ studiert Geschichte an der Universität Bremen. Er ist studentischer Mitarbeiter in der Landesarchäologie Bremen.

taz: Warum sollte man Helen Rosenau kennen, Herr Sachweh?

Jannik Sachweh: Die Archäologin und Kunsthistorikerin war 1931 die erste Wissenschaftlerin, die überhaupt systematische Ausgrabungen im Bremer Dom durchgeführt hat. Als Jüdin endete ihre Karriere in Deutschland mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 aber jäh.

Warum gab es solche wissenschaftlichen Untersuchungen nicht schon vorher?

Die Mittelalter-Archäologie war zu dieser Zeit noch nicht soweit entwickelt – der Fokus lag eher auf der Antike. Rosenau konnte jedoch wichtige Erkenntnisse zur Baugeschichte gewinnen, außerdem entdeckte und öffnete sie mehrere Erzbischofsgräber.

Wie erging es ihr ab 1933?

Sie wollte an der Universität Münster habilitieren. Das wurde nun jedoch abgelehnt, ein Stipendium, das sie förderte, nicht verlängert. Sie emigrierte dann zunächst in die Schweiz und wollte ihre Studien in Zürich fortsetzen. Im Herbst 1933 ging sie dann nach England. Dort stieß sie allerdings auf Schwierigkeiten bei der Finanzierung ihrer Forschung und hatte große Probleme, eine Anstellung zu finden. Sie hat dann erneut Kunstgeschichte studiert und auch nochmals promoviert – dabei hatte sie schon 1930 an der Universität Hamburg eine Dissertation zur Baugeschichte des Kölner Doms eingereicht.

Wie ging es dann in England für Helen Rosenau weiter?

Eine feste Anstellung bekam sie erst 18 Jahre nach dem Ende ihrer wissenschaftlichen Karriere in Deutschland. Ab 1951 durfte sie an der Universität in Manchester die neue Abteilung für Kunstgeschichte aufbauen.

Interview: Jan Zier

19 Uhr, Focke-Museum