: Promovieren zum Schnäppchenpreis
HOCHSCHULE Promotionsrecht für die Hertie School of Governance – als zweite deutsche Privathochschule
Für die private Hochschule ist es eine Art Ritterschlag: Wie der Wissenschaftsrat am Montag bekannt gab, hat er die Hertie School of Governance am Freitag für das Promotionsrecht empfohlen. „Wir fühlen uns nun vollwertig“, sagte der Dean der Hochschule, Helmut Anheier, der taz.
Die Hertie School wurde 2003 auf Initiative der Hertie-Stiftung gegründet, 2005 startete der Lehrbetrieb. Vorbild waren akademische Kaderschmieden wie die „Sciencepo“ in Paris. Die private Berliner Hochschule besteht freilich aus gerade mal einer Fakultät und bildet Personal für Behörden und Lobby-Netzwerke in zwei Studiengängen aus: im Master für öffentliche Politik und im Master für öffentliche Verwaltung. 223 Studierende sind gegenwärtig eingeschrieben, 18 ProfessorInnen angestellt.
Die Hertie School sei nun einer Universität gleichgestellt, erklärte der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Wolfgang Marquardt. Den Wissenschaftsrat hätten die gute finanzielle Ausstattung ebenso überzeugt wie die international anerkannten Forschungsleistungen. Das Recht, Doktoranden auszubilden, erhält die Hochschule zunächst für fünf Jahre. Die Titelrechte vergibt am Ende der Berliner Senat, die Empfehlung des Wissenschaftsrats ist aber Voraussetzung.
Anheier kündigte an, dass jährlich etwa 10 bis 12 Doktoranden neu aufgenommen würden. Im Gegensatz zum Studieren wird das Promovieren an der Hertie-School richtig günstig: Die Hochschule will weniger als 500 Euro jährlich von ihren Nachwuchswissenschaftlern verlangen. Studierende bezahlen aktuell 13.500 Euro pro Jahr.
Die Hertie School wäre erst die zweite deutsche Privathochschule mit Promotionsrecht. Viele Private sind großmäulig gestartet und hart gelandet – wie etwa die European School of Management and Technology, mit der die Hertie School einst unter demselben Dach logierte. Dass sich die Hertie School tatsächlich dem Elite-Anspruch nähert, verdankt sie vor allem zwei günstigen Umständen: Die Hertie-Stiftung hat nicht nur den Namen, sondern tatsächlich verlässlich Geld gegeben. Pro Jahr erhält die Hochschule die Hälfte ihres Budgets – 5,6 Millionen Euro – von der Stiftung, der Rest speist sich nach Angaben der Hochschule aus Studiengebühren und Spenden. Zudem hat man sich eine Nische gesucht: „Wir hatten nicht den harten Konkurrenzdruck wie ökonomische Hochschulen“, so Helmut Anheier. ALE