Eine Feier für 62 Cent

UNI-JUBILÄUM

Sie ist, wie alle ihrer Art, rührend winzig, vereint Botschaft und Ästhetik auf wenigen Zentimetern und gilt als respektables Kunstwerk: die Sondermarke, die am 2. März zum 350. Jubiläum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vorgestellt und zum Erstverkauf samt Sonderstempel feilgeboten wird.

Das ist ein würdiger Anlass, sollen Sondermarken – die übrigens das Finanzministerium herausgibt und nicht die Post – doch „Deutschland repräsentieren“, wie es im Kriterienkatalog der Bundesbehörde heißt. Was das ist, weiß allerdings niemand so genau, und deshalb tagen regelmäßig Verwaltungsfachleute, Philatelisten, Grafiker und Repräsentanten der Post, die die Marken vertreibt, um über die Themen der Sondermarken zu entscheiden.

Die Bevölkerung hilft dabei beträchtlich: Rund 500 Vorschläge reichen die Deutschen jährlich ein, 50 bis 60 davon werden zur Briefmarke. Der Weg dahin allerdings ist lang: Hat der Programmbeirat über die Themen entschieden, tagt der Kunstbeirat und bittet sechs bis acht Grafiker um Gestaltungsvorschläge. Dieser Kunstbeirat wurde 1954 eingerichtet, nachdem es massive Kritik an der ästhetisch zweifelhaften Gestaltung deutscher Nachkriegsbriefmarken gegeben hatte.

Das soll nicht heißen, dass die Sondermarken heute alle schöner sind, aber diejenige zur Christian-Albrecht-Universität hält stand: Ein minimalistisch schlicht ausgewählter, grafisch interessanter Gebäudeteil in Blau prangt neben dem Siegel, das die Universität 1665 von ihrem Gründer, Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf, bekam. „Pax optima rerum – Frieden ist das beste der Güter“ steht darauf. Entworfen hat es Samuel Rachel, der erste Kieler Professor für Natur- und Völkerrecht.

Allerdings hätte der Herzog die Universität eigentlich lieber in Flensburg oder Schleswig gegründet. Da beide Städte aber im Herzogtum Schleswig lagen und also dänisches Lehen waren, entschied er sich für Kiel. Das schien ihm sicherer, denn die Stadt lag im Herzogtum Holstein, das zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte.

Der Kieler Stadtrat war mit dieser Entscheidung sehr zufrieden, die Bürger zunächst nicht: Die Studenten könnten „mit Fressen, Sauffen und Allerley leichtfertigem Wesen sehr ärgerlich seyn“, war da zu hören. Andere sahen die wirtschaftlichen Vorteile. Sie obsiegten, die Universität wurde gegründet und startete im ehemaligen Kieler Kloster mit 17 Professoren und 162 Studenten.

Heute sind es rund 25.000, Museen wie die Kunsthalle Kiel sind der Uni angegliedert, und man ist stolz auf den Standort. Das kann man ruhig auch mal mit einer neuen 62-Cent-Briefmarke feiern.  PS