: Dubiose Verbindungen
STUDENTENVERBINDUNGEN Einem neu gegründeten Zusammenschluss in Göttingen gehören Mitglieder rechter Burschenschaften an – und ein Sozialdemokrat
Weil sie sich zu unrecht „in die rechte Ecke gestellt“ fühlen, haben sich etwa 70 Göttinger Verbindungsstudenten zur IGV zusammengeschlossen, der Initiative Göttinger Verbindungsstudenten. Deren Hauptziel ist es, „Vorurteile gegenüber Korporationen abzubauen und die Gewalt gegen Verbindungsstudenten und -häuser zu stoppen.“
Interne Dokumente belegen allerdings, dass der Initiative Mitglieder der rechten Burschenschaften Holzminda und Hannovera angehören, die im Dachverband Deutsche Burschenschaft organisiert sind. Der Verband war im Sommer wegen rassistischer Tendenzen in die Kritik geraten. Zudem fallen die Burschenschaften immer wieder durch rechte Veranstaltungen auf, ein Bursche der Hannovera tauchte unlängst auf Spenderlisten der NPD auf.
Verbindungen gibt es auch zwischen der IGV und der SPD. „Als Mitglied des Lassalle-Kreises habe ich vereinzelt und beobachtend an Zusammenkünften der IGV teilgenommen“, sagte der Vizevorsitzende des SPD-Ortsvereins Göttingen Mitte/Nord, Alexander Voigt, der taz. Der Lassalle-Kreis ist ein Zusammenschluss von Verbindungsstudenten in der SPD. Aus IGV-Dokumenten, die der taz vorliegen, geht hervor, dass Voigts Rolle über vereinzelte Beobachtungen hinaus geht. So gehört er zu den aktivsten Nutzern in einer geheimen Facebook-Gruppe.
Parteipolitische Konsequenzen fordert der Göttinger SPD-Stadtverband. „Wenn die Vorwürfe zutreffen, sollte der Ortsverein die Angelegenheit schleunigst klären und politische sowie personelle Konsequenzen ziehen“, sagte der Verbandsvorsitzende Horst Reinert. Weiter gehen die Jusos: Sie fordern, ein Ordnungsverfahren mit dem Ziel des Ausschlusses gegen Voigt einzuleiten. „Es ist untragbar, dass ein SPD-Mitglied mit rechtsgerichteten Vereinigungen sympathisiert und deren Arbeit federführend mitgestaltet“, sagte der Juso-Unterbezirksvorsitzende Daniel Choinovski. Voigts Ortsvereinsvorstand will Ende der Woche eine Sitzung zu den Vorwürfen abhalten. BELA