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Kommentar von KLAUS WOLSCHNER zum Seehauser TunnelSeehausen opfern – wofür?

Seehausen könnte die idyllische Adresse in Bremen sein – eine teilweise erhaltene alte dörfliche Struktur, direkt an der Weser gelegen. Die Idylle ist eingerahmt von Bremer Industrie, die in Schwachhausen wohnende Bremer Kaufleute und Politiker vor ihrer Haustür nie geduldet hätten: Stahlwerke einen Steinwurf über die Weser, Güterverkehrszentrum im Rücken, Kläranlage vor der Nase. Und nun kommt auch noch die Autobahn dazu. Wo derzeit Häuslebauer auf Stellwänden mit „Ländliches Wohnen in Bremen macht Laune“ gelockt werden, wird in ein paar Jahren die Lärmkulisse der Autobahn dafür sorgen, dass man nicht mehr bei offenem Fenster schlafen kann.

Der Autobahnring muss geschlossen werden, sagen die bremischen Politiker unisono. Wenn der Autobahnring geschlossen wird, dann würde die Innenstadt entlastet. Das ist, solange man nichts dafür tut, großer Unsinn: Neue Straßen ziehen neue Verkehre an, dass wissen auch Verkehrsplaner. Wenn andere Wohnquartiere „entlastet“ werden sollen durch die Belastung der Seehauser, dann müsste man jetzt konkret festlegen, wo welche Straßen zurückgebaut werden sollen. Dann könnten die Seehauser auch sehen, welchen Sinn das ihnen aufgezwungene Opfer haben soll. Wer sich das jetzt nicht traut, wird sich auch in fünf Jahren nicht trauen.

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