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Archiv-Artikel

kurzkritik: „krabat“ im Schauspielhaus Theaterdonner, wohldosiert

Bleich sehen sie aus, die Gesellen in der Mühle im Koselbruch. Einerseits liegt das an dem Mehl, das sie im Gesicht haben, und an den beigen Hosen, Westen und Kappen. Andererseits aber ist es die Mühle selbst, die sich ungesund auf die Gesichtsfarbe auswirkt: Sie ist eigentlich die Zauberschule, und aus der ist kein Entkommen.

Die Mühle, wie sie bei der Theaterfassung von Otfried Preußlers Jugendbuch „Krabat“ auf der Bühne des Schauspielhauses steht, ist vor allem eine Maschine: Zahnrad greift hier in Zahnrad. Eine unerbittliche Maschine, die nach einem einfachen Gesetzt funktioniert: Der Meister unterrichtet die Gesellen in schwarzer Magie. Als Gegenleistung muss jeden Neujahrstag einer der Gesellen sein Leben lassen – als Opfer für jenen Gevatter, der noch über dem Meister steht.

Im Schauspielhaus fährt der Gevatter in Gestalt einer riesigen Knochenhand vom Bühnenhimmel und holt sich sein Opfer ab. Es ist ein düsteres Szenario, und dabei ein sehr sinnliches: Mühle, Hand, Kostüme, alles aufwändig gestaltet. Und mit Bedacht eingesetzt: Grundsätzlich ist die Bühne schwarz und leer – aber wenn bühnenbildnerisch ausgemalt wird, dann üppig.

Dazu gibt es eine hervorragende Live-Band, die Atmosphärisches und poppige Songs beisteuert. Dazu wird dann gesungen auf der Bühne, außerdem gibt es Slapstick-Einlagen und ein bisschen Pyrotechnik als Gegengewicht zu all der Schwärze.

Die Balance zwischen Leere und Opulenz, zwischen Spaß und Ernst funktioniert: Regisseur Markus Bothe inszeniert beim Familienstück für Menschen ab neun Jahren einen Theaterdonner, der die Jungen beeindruckt – aber die Geschichte nicht platt macht. KLAUS IRLER

ab 3. 12. fast täglich im Schauspielhaus