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Archiv-Artikel

Kooperations-Linke gegen Streitlust-Linke

KAMPFKANDIDATUR Der linke SPD-Parteiflügel bekommt eine neue Chefin. Björn Böhning will Zeit fürs Kind

BERLIN taz | Eigentlich ist das Forum Demokratische Linke in der SPD, kurz: DL 21, eine Institution, die sich politisch am Rande des Radars bewegt. In den vergangenen Tagen hat sich das geändert, denn am Sonntag wird in Berlin nicht nur eine neue Vorsitzende gekürt. Es wird eine Wahl zwischen zwei innerhalb der SPD streitbaren Personen sein.

Auf der einen Seite Angela Marquardt, 40, in den Neunzigerjahren als „Polit-Punk“ bekannt gewordene Bundestagsabgeordnete der PDS, später Mitarbeiterin von Andrea Nahles und seit 2008 Mitglied der SPD. Auf der anderen Seite Hilde Mattheis, 57, Parteilinke aus Baden-Württemberg und von manchem Genossen für ihre Konfliktlust gefürchtet.

Dass es überhaupt zu der Wahl kommt, wurde Anfang November bekannt. Da schickte der bisherige Vorsitzende Björn Böhning einen Brief an die Mitglieder der DL 21 und kündigte seinen Rückzug an. „Ende Januar werde ich Vater“, schrieb er, „ich will auch erleben, wie mein Kind heranwächst“. Deshalb bleibe keine Zeit für das Amt.

Böhnings Wunschkandidatin für die Nachfolge ist Marquardt. Sie wird von manchem als diejenige eingeschätzt, die eher auf kooperativem Weg innerhalb der SPD linke Ideen vorantreibt. Über Mattheis hört man skeptische Töne: „Sie hat sich selten an eine gemeinsame Linie gehalten“, heißt es in der Parteilinken.

Inhaltlich sind die Unterschiede der beiden gering. Marquardt betont, man sei stolz, dass das Steuerkonzept der SPD die Handschrift der DL 21 trage. Da wolle sie weitermachen und ansonsten „streitlustig sein und trotzdem den Kompromiss finden“. Auch Mattheis betont Verteilungsfragen, will mehr Unternehmensbesteuerung. „Die Belastung der Erwerbseinkommen ist unverhältnismäßig“, sagt sie.GORDON REPINSKI