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Archiv-Artikel

Bahn und Lokführer reden wieder

Arbeitgeber und Lokführer-Gewerkschaft versuchen, einen unbefristeten Bahnstreik abzuwenden

Verkehrsminister Tiefensee: „Die Positionen sind noch sehr weit voneinander entfernt“

BERLIN taz/dpa/rtr/ap ■ Für Hartmut Mehdorn war es ein Tag der stillen Flugzeug-Diplomatie. Erstes Ziel: der Flughafen Egelsbach bei Wiesbaden. Im Privatjet flog der Bahnchef am Dienstagmorgen zu einem Geheimtreffen. Dort, im Restaurant „Schuhbeck’s Check Inn“, traf er den Chef der Lokführergewerkschaft GdL, Manfred Schell. Am Mittag schien schon alles vorbei zu sein, meldete der Hessische Rundfunk. „Nur eine Unterbrechung“, sagte der GdL-Chef laut ARD. Der Gewerkschaftsboss fuhr mit dem Auto davon und Mehdorn stieg wieder in sein Flugzeug.

Während sich die GdL-Spitze anschließend in Frankfurt beriet, wurde der Bahnchef in Meseberg bei den deutsch-italienischen Regierungskonsultationen gesichtet, an denen auch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) teilnahm. Der hatte Mehdorn schon am Montag ins Gebet genommen. Der Bahnchef hatte danach ein neues Angebot für die Lokführer angekündigt, was Tiefensee am Dienstag nochmals bekräftigte.Für die GdL ist eine attraktive Offerte Vorbedingung, damit sie die Bahn ab heute nicht unbefristet bestreikt und die Verhandlungen wieder aufnimmt. Ob es aber wirklich zu dem Angebot kam, blieb bis zum Abend unklar. „Es geht darum, zu verhindern, dass am Mittwoch unbefristete Streiks beginnen“, sagte Tiefensee am Dienstag. Bis zum späten Nachmittag war der Durchbruch aber nicht in Sicht. Tiefensee zeigte sich zunehmend skeptisch: „Die Positionen sind noch sehr weit voneinander entfernt.“

Die Lokführer hatten in der vergangenen Woche den Güter- und Personenverkehr tagelang bestreikt, um ihre Forderungen nach einem eigenständigen Tarifvertrag und mindestens 10 Prozent mehr Lohn durchzusetzen. Bisher bietet die Bahn AG 4,5 Prozent mehr Lohn und 600 Euro Einmalzahlung an. Zusätzlich sollen die Lokführer mehr verdienen können, indem sie länger arbeiten.

Norbert Hansen, Chef des großen Bahn-Gewerkschaft Transnet, forderte am Dienstag auch für seine Mitglieder bessere Bedingungen. „Ich erwarte von der Bahn auch für uns ein Angebot“, sagte Hansen im ZDF-„Morgenmagazin“. Die Verhandlungen dauerten bis zum Redaktionsschluss noch an. TARIK AHMIA