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Archiv-Artikel

CSU-Flüchtling bei Grünen willkommen

Ich lasse alles auf mich zukommen, im Leben steht einem ja alles offen. Immer wieder hat Gabriele Pauli in den letzten Monaten diese Sätze gesagt, die von Freiheit und Unabhängigkeit zeugen sollten. Eine Tür hat sie nun selbst zugeworfen: Die erbitterte Stoiber-Widersacherin ist aus der CSU ausgetreten.

„Um Neuem Raum zu geben, muss man Altes loslassen“, schrieb Pauli in ihrem Austrittsbrief an Parteichef Erwin Huber. Gegenüber dem Magazin Vanity Fair sagte Pauli, Huber sei nicht auf sie und ihre Vorstellungen zugegangen. „Mein Austritt ist die Konsequenz des vergangenen Jahres.“ Beim CSU-Parteitag Ende September war Pauli als Vorsitzendenkandidatin mit 2,5 Prozent gescheitert. Die motorradfahrende Kommunalpolitikerin flog auch aus dem Vorstand. Ihr Austritt habe aber nichts mit diesen Niederlagen zu tun, erklärte sie jetzt, sondern mit der Art und Weise, wie man sich ihr gegenüber verhalten habe.

Über ihre Zukunft sagte Pauli: „Das Spektrum reicht von der Gründung einer eigenen bis zum Beitritt einer anderen Partei.“ Es gebe einen Teil der Bevölkerung, der wolle, dass sie nicht aufhöre. „Für diese Menschen will ich weiter Politik machen.“ Wie, ist noch unklar. Dass sie ihr Amt als Landrätin abgeben will, gab sie bereits vor einiger Zeit bekannt. Ihr schwebten „höhere Aufgaben“ in der CSU vor. Doch ihr alter Duzfreund, Ministerpräsident Günther Beckstein, war genervt von ihren wilden Ideen, die in der Forderung gipfelten, Ehen auf sieben Jahre zu befristen. Aus dem wohl erträumten Platz im Kabinett wurde nichts. Pauli habe sich „mit Aktionen und Äußerungen immer wieder inszeniert“, sagte Beckstein gestern der taz. „Gabriele Pauli hat sich von den Grundwerten der Partei immer weiter entfernt.“ Trotzdem bedaure er ihren Austritt, erklärte Beckstein.

Die bayerische SPD und die Freien Wähler reagierten eher reserviert auf den CSU-Austritt Paulis. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Frau Pauli ihre Heimat in der SPD finden wird, schließlich hat sie lange genug die Politik der CSU abgenickt“, sagte die SPD-Vizechefin Adelheid Rupp. Der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, erklärte: „Es ist nicht so, dass ich schlaflose Nächte habe und jetzt auf ihren Anruf warte.“ Im Frühjahr war ein Parteiübertritt Paulis zu den Freien Wählern im Gespräch. „Jetzt allerdings ist es schwieriger geworden nach ihren ganzen Auftritten“, meint Aiwanger.

Bei den Grünen dagegen ist man durchaus aufgeschlossen: „Wenn Pauli eine moderne, streitbare Partei sucht, ist sie bei uns willkommen“, sagte Landeschefin Theresa Schopper zur taz. Und mit Blick auf ihre Latex-Fotos fügte die Grünen-Politikerin hinzu: „Outfits sind bei uns egal!“ MAX HÄGLER