: Botanika zum halben Preis
Für 2008 scheint Botanika gerettet – mit einem staatlichen Zuschuss von rund 400.000 Euro. Die Marketing-Ausgaben – für das Jahr 2007 allein 500.000 Euro – werden gestrichen. Umweltressort hofft auf eine ganz andere Lösung ab 2009
Mit etwa 1.000 Wildarten und weltweit über 28.000 registrierten Züchtungen stellt die Gattung Rhododendron eine der wichtigsten pflanzengenetischen Ressourcen bei den Ziergehölzen dar. In einem auf drei Jahre ausgelegten Modellprojekt soll nun die Arten- und Sortenvielfalt der Rhododendren für Deutschland erhoben und in einer Datenbank dokumentiert werden. Ziel ist dabei die Sicherung der öffentlichen und privaten Rhododendren-Vielfalt. Der Botanische Garten und Rhododendronpark Bremen koordiniert im Rahmen des Modellvorhabens die Erfassung der deutschen Sammlungen mit Rhododendron-Wildarten. Zugleich bringt der Park seine eigenen, sehr umfangreichen Sammlungen von ca. 550 verschiedenen Wildarten und etwa 2.500 Rhododendron-Züchtungen in das Projekt ein. Die Gesamtkoordination des Projektes liegt bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Bis Ende 2010 stehen 645.000 Euro aus Mitteln des Bundes und des Landes Niedersachsen zur Verfügung.
Nach Abschluss des Projektes wird die Datenbank an das Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) in Bonn gegeben.Mit diesem Projekt wird sich der Bremer Rhododendronpark als eine der umfangreichsten Rhododendron-Sammlungen in Europa profilieren können.
Von Klaus Wolschner
Die Schaugewächshäuser Botanika sollen weiter für die Öffentlichkeit zugänglich sein, das hat das Umweltressort mit dem Betreiber Bernd Linke vereinbart. Die öffentlichen Zuschüsse sollen dabei auf die Hälfte reduziert werden. Rund 500.000 Euro Zuschuss, die bisher für Marketing ausgegeben wurden, werden gestrichen.
Bei 70.000 zahlenden Besuchern und im Durchschnitt 5 Euro Einnahmen pro Nase bedeutet das: Es ist im Jahr 2007 mehr Geld für Marketing ausgegeben worden als an Eintrittsgeldern in die Kasse kam. „Das hat uns auch gewundert“, sagt Behördensprecher Michael Ortmanns. Da sei „viel Geld mit geringem Effekt“ ausgegeben worden. Da Bernd Linke als Betreiber der Botanika und Geschäftsführer der Rhododendronpark GmbH (Rhopag) eine Firma, die ihm gehört (Büro Linke GmbH), mit dem Marketing beauftragt hat, habe es eine sehr genaue Kontrolle gegeben. Es seien keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden.
Allerdings sind dennoch Konsequenzen gezogen worden: Bernd Linke soll nicht mehr Geschäftsführer der staatlichen Rhopag bleiben, diese Verantwortung hat Petra Schäffer übernommen. Sie ist hauptberuflich Chefin der Hanseatischen Naturentwicklung GmbH (Haneg), die ebenfalls der Stadt gehört. Sie soll mit der Rhopag im kommenden Jahr die gärtnerische Pflege der Pflanzen in den Botanika-Schauhäusern und die Haustechnik verantworten – die Stadt wird also vor allem Personalkosten für die Gärtner und die erheblichen Heizkosten zu tragen haben, rund 400.000 Euro im Jahr.
Im Vergleich zu dem Zuschussbedarf in 2007 – 930.000 Euro – werden also 500.000 Euro eingespart, eben die für Marketing verwendeten Mittel. An welcher Stelle im Haushalt des Umweltressorts diese Summe eingespart werden soll, ist allerdings noch nicht klar.
Der Unternehmer Bernd Linke hat eine Gesellschaft „Bildung&Freizeitmanagement“ gegründet, die für einen Mietzins von 3.000 Euro im Monat die Botanika-Gewächshäuser anmietet und auf eigenes Risiko für das Publikum öffnet – inclusive der Möglichkeit, besondere Ausstellungen und Events zu organisieren. Seine Kosten muss er aus den Eintrittsgeldern decken – das volle unternehmerische Risiko liegt also auf der privaten Seite. Der vorbereitete Vertrag ist erst einmal auf ein Jahr befristet, Zeit also genug für beide Seiten, um Erfahrungen zu sammeln. Ungelöst ist bisher das Problem der Instandhaltungs-Kosten. Aus den 3.000 Euro Miete pro Monat lassen sich weder die Investition finanzieren noch Rücklagen für die irgendwann sicherlich erforderlichen Instandhaltungskosten der Gebäude bilden.
Für das Jahr 2009 gibt es aber möglicherweise auch eine ganz neue Konstellation für die aufwändige Pflege des Rhododend(Ropag)ronparks. Eine umfassende Neuorientierung für Rhododendronpark und Botanika fordert derweil der Landschaftsarchitekt Kurt Reschke, der selbst einmal als Mitarbeiter im Rhododendronpark angefangen hat. Er plädierte vielmehr für einen völligen Neubeginn für den Rhododendronpark und Botanika. Die Versuche, Botanika attraktiv zu machen, sind für ihn „Mätzchen“. Sonderausstellungen mit „wild gewordenen Osterhasen, Streichelkarpfen oder Schmetterlingen mit ihren Millionen Flügelschlägen“ seien einer wissenschaftlichen Einrichtung nicht würdig. Nur eine „groß angelegte Stiftung“ könne den Park bezahlbar machen. Die „gnadenlose Kommerzialisierung“ habe sich als totaler Irrweg herausgestellt. „Eine kleine Lösung, wie sie seit 2006 besteht“, schreibt Reschke, „die auf ständige Spenden oder Zustiftungen angewiesen ist, hat keinen Zweck.“ Er appelliert an die Politik, aktiv zu werden.
Die Eintrittspreise sollen unverändert (8 Euro für Erwachsene ohne Rabatt) bleiben. Derzeit ist Botanika täglich zwischen 9-18 Uhr geöffnet. 2009 werden die Öffnungszeiteiten reduziert.