Die Vision vom Reality-TV

Der Bayerische Rundfunk zeigt die Dokumentation „Fernsehgeschichten.deutsch“ (Teil 1: Sa., 21.55 Uhr)

„Für viele Menschen ist das Fernsehen heute wie ein Hund“, sagt der TV-Produzent Günter Rohrbach. Und zwar ein bunter. Wie bunt, davon zeugt die zweiteilige BR-Produktion „Fernsehgeschichten.deutsch“ – sehenswert, obwohl in erster Linie mittlerweile ältere Männer reden. Einmal wegen des unterhaltsamen, für Erkenntnisse sorgenden Gewaltmarschs durch 50 Jahre (west-)deutscher TV-Geschichte. Aber vor allem überzeugt dieses Best-Of durch die Haltung: ein Plädoyer für das Redakteursfernsehen – wo es Raum für Überraschungen gab.

Wie viel schon vor mehr als 30 Jahren vorweg genommen wurde, was heute beinahe Fernsehrealität ist, zeigen die um die „Fernsehgeschichten“ platzierten Klassiker wie der Krimi „Melissa“ (Sa., 22.55 Uhr) oder Wolfgang Petersens Knastdrama „Die Konsequenz“ (So., 0.00 Uhr) – und vor allem „Das Millionenspiel“ (Sa., 20.15 Uhr): Als die fiktive Reality-Show, bei der sich der Kandidat 24 Stunden lang gegen eine Killertruppe behaupten muss, 1970 lief, gingen beim verantwortlichen Sender über 1.000 reale Bewerbungen künftiger Todeskandidaten ein. STG