Bäderchef zieht Abschiedsbahn

SCHWIMMEN Der Sportausschuss diskutiert über das neue Konzept für die landeseigenen Bäder. Ihr Chef verabschiedet sich entspannt – und präsentiert ein Lockangebot für die Sommersaison

Ole Bested Hensing selbst war es, der das Thema ansprach. Ausschließlich familiäre Gründe würden ihn zum Rückzug bewegen, sagte der Bäderchef am Freitag im Sportausschuss. „Wenn ich mir allerdings anschaue, was baumäßig auf die Bäder zukommt, könnten die Gründe auch andere sein“, schob Bested Hensing, unverblümt wie immer, hinterher. Er meinte das im Scherz, wohl wissend, dass über die Hintergründe seines Gesuchs, ihn zum 30. Juni von den Geschäften zu entbinden, viel spekuliert wird.

Am Donnertag war bekannt geworden, dass der 50-Jährige das Handtuch wirft. Knapp zwei Jahre hatte der gebürtige Däne die Geschäft der landeseigenen Berliner Bäder-Betriebe geleitet. Zuvor hatte er die brandenburgische Badelandschaft Tropical Islands auf Vordermann gebracht. Bested Hensing war angetreten, auch die Berliner Bäderlandschaft zu sanieren. Er wollte fünf neue Kombibäder – eine Mischung aus Freizeit- und Sportbad – bauen und dafür 14 marode Hallen schließen. Doch die Politik hat ihm die Zähne gezogen.

Das vom Bäder-Aufsichtsrat überarbeitete Konzept, das Sportsenator Frank Henkel (CDU) dem Ausschuss am Freitag vorstellte, sieht den Erhalt aller Schwimmstätten vor. Zudem werden in Pankow und Mariendorf zwei neue Multifunktionsbäder gebaut. 60 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Das Geld kommt aus dem Sonderinvestionstopf. Laut Henkel gibt es auch Pläne, den Instandhaltungsrückstau von 93 Millionen Euro durch eine Anhebung des Landeszuschusses abzubauen.

Das Land Berlin stellt den 63 Hallen- und Freibädern pro Jahr 45 Millionen Euro Zuschüsse für den Betrieb bereit. Dazu gibt es 5 Millionen Euro für Sanierungen. 10 Millionen Euro wären aber nötig, sagte Bested Hensing. „Dann könnte das Instandhaltungsdefizit in zehn Jahren auf null reduziert werden.“

Grüne und Linke kritisierten am Freitag zum wiederholten Mal die Preispolitik des Bäderchefs. Die Folge sei ein starker Besucherrückgang. Bested Hensing indes zeigte sich überzeugt, dass die Besucherzahl in diesem Jahr „deutlich steigen wird“. In Kürze werde das Sommerbadprogramm vorgestellt: Für Frühbucher werde es Tickets für 2,50 Euro geben. „Das wird ein Renner.“ So wie Bested Hensing das sagte, nahm man ihm ab, dass er einzig und allein aus familiären Gründen geht. PLUTONIA PLARRE