: Stummfilm mit The Doors
REIHE Bei den Hamburger Stummfilmtagen wird Murnaus „Sunrise“ mit Live-Begleitung durch das Gitarrenorchester Gilbert Couche aufgeführt
Seinen Film „Sunrise“ hat Friedrich Wilhelm Murnau „A Song of Two Humans“ genannt . Eine seltsame Gattungsbezeichnung für einen Stummfilm, aber auch „Nosferatu“ hatte der Regisseur schon als „Eine Symphonie des Grauens“ gesehen. Und „Sunrise“ ist tatsächlich eher ein lyrisches als ein dramatisches Werk.
Dabei bietet der Film beim ersten Blick tiefstes Melodrama: Die „Frau aus der Stadt“ verführt den „Mann“ dazu, die „Frau“ auf einer Bootsfahrt zu ertränken. Doch dass die Figuren namenlos bleiben, ist schon ein Hinweis darauf, dass hier kein Eifersuchtsdrama, sondern wie in einer Ballade eine universelle Geschichte erzählt wird. Und der Untertitel sollte die Begleitmusiker darin bestärken, einen poetischen, melodischen Soundtrack zum Film zu spielen.
Dafür eignet sich „Gilbert Couche“ ideal. Das „Gitarrenorchester“ ist tatsächlich ein Quartett. Es spielt die schönsten Riffs und Melodien von The Doors bis Bert Kaempfert nach und interpretiert sie einfallsreich und süffig.
Die Veranstaltung läuft am Freitag um 20 Uhr im Rahmen der Hamburger Stummfilmtage, wo bis Montag Filme zu sehen sind, zu denen Carl Mayer das Drehbuch schrieb. Der Österreicher schrieb gleich mit seiner ersten Arbeit Filmgeschichte, denn auf seinem Buch basiert der expressionistische Klassiker „Das Cabinet des Dr. Caligari“.
Mayer wurde dann für seine Kammerspielfilme berühmt. Er entwickelte damit ein neues Genre, in dem er Dramen von „einfachen Bürgern“ erzählt. Einer dieser Filme hat dann auch den programmatischen Titel „Hintertreppe“. An solchen Geschichten, in denen die soziale Realität widergespiegelt wird, war auch Murnau interessiert, und so schrieb Mayer die Bücher für vier seiner Filme.
Der bekannteste ist „Der letzte Mann“ mit Emil Jannings in der Rolle des Hotelportiers, der zum Toilettenmann degradiert wird. Jannings spielt auch den scheinheiligen und intriganten Titelhelden in der Bearbeitung von Molieres Theaterstück „Tartüffe“, der heute um 17 Uhr gezeigt wird. Direkt danach um 19 Uhr ist der nur selten aufgeführte „Sylvester“ von Lupu Pick zu sehen.
„Arianne“ (Fr, 17 Uhr) ist einer der wenigen Tonfilme nach einem Buch von Mayer. Von der Romanze drehte Billy Wilder 1956 ein Remake. Und auch Mayers Drehbuch „Der träumende Mund“ wurde zweimal verfilmt. Das Original von 1932 wird am Samstag um 17 Uhr gezeigt und als deutsche Nachkriegsschnulze mit dem Traumpaar von 1952 Maria Schell und O.W. Fischer am Montag um 17 Uhr. HIP