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Archiv-Artikel

MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Manche Musiker haben ein so unfassliches Werk geschaffen, dass man sich fragt, wie ein einzelner Mensch ein solches Arbeitspensum bewältigen konnte und dabei Dinge hervorbringen, die auch heute noch bewegen: Johann Sebastian Bach etwa, Wolfgang Amadeus Mozart oder Fela Anikulapo Kuti. Ihre Musik entstand in bestimmten gesellschaftlichen Situationen – bei Bach in einer klerikal geprägten, bei Mozart in einer weitgehend höfischen und bei Fela Kuti in einem kolonialistisch heruntergewirtschafteten und diktatorischen Nigeria –, doch sprechen ihre Werke auch ohne nähere Kenntnis dieser Umstände für sich. Bei Fela Kuti könnte man allenfalls einschränken: Ohne den Beitrag seines Schlagzeugers Tony Allen hätte der Afrobeat heute womöglich nicht ganz die gleiche Bedeutung, die ihm inzwischen endlich zugesteht. Und Tony Allen, laut Musikerkollege Brian Eno der beste Schlagzeuger der Welt, spielt immer noch. Am Samstag etwa im Haus der Kulturen der Welt (John-Foster-Dulles-Allee 10, 21. 3., 20 Uhr, 24–34 €).

Am Abend zuvor gibt sich der gestrenge britische Cut-up-Computerfrickler Mark Fell mal wieder im NK die Ehre. Im Gepäck hat er ein Projekt aus dem Jahr 2007, das er zum ersten Mal in Berlin darbieten wird: „Eight Rectangular Waveshapes“ heißt der kantig-lakonische Titel, der einiges darüber verrät, wie die Musik klingen dürfte. Ebenfalls auf der Bühne stehen wird Fells ähnlich spröder Labelkumpan Grischa Lichtenberger (Elsenstr. 52, 20. März, 21 Uhr).

Am Freitag eröffnet auch noch das Festival MaerzMusik, das sich jetzt im Untertitel „Festival für Zeitfragen“ nennt und tagsüber ein begleitendes Diskursprogramm anbietet. Als Gäste werden unter anderem Antonio Negri, Aleida Assmann und Maurizio Lazzarato erwartet. Aus dem abendlichen Konzertprogramm sei an dieser Stelle – ohne den Rest der Darbietungen abwerten zu wollen – lediglich auf das Konzert mit dem Jack Quartett am Dienstag im Heimathafen Neukölln hingewiesen, das ein elektroakustisches Streichquartett der israelischen Komponistin Chaya Czernowin aufführen wird (Karl-Marx-Str. 141, 22 Uhr, 14 €).

Wem das zu humorlos sein sollte, könnte sich womöglich am selben Abend mit dem Auftritt der recht expliziten Glam-Metal-Band Steel Panther im Huxleys anfreunden. Ihre Botschaft an ihr Publikum: „What happens at the Huxleys stays at the Huxleys. We love this place. Berliners, fusion of body fluids is guaranteed.“ Bei der Gelegenheit kann man sich dann eingehend mit der Frage befassen, ob es sich bei dem Quartett aus Los Angeles um Ironiker handelt, die sich als sexistische Prolls inszenieren – oder umgekehrt (Hasenheide 107, 20 Uhr, VVK 30 €).