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Archiv-Artikel

Gipfel-Splitter aus Bali

Spektakulärer Auftakt: Australien tritt Kioto bei.

Minutenlanger Beifall: Drei Stunden nach Eröffnung der Klimakonferenz auf Bali klatschten die 3.000 Delegierten im Plenum zu Ehren des fünften Kontinents. „Australiens neuer Premierminister hat heute das Kioto-Protokoll ratifiziert“, hatte der australische Delegationsleiter Howard Benshy verkündet. Dabei hat Australien kaum Chancen, die Kioto-Verpflichtungen von 1997 noch zu erreichen. Laut Kioto dürfte der CO2-Ausstoß Australiens von 1990 bis 2012 um 8 Prozent wachsen. Tatsächlich stieg er bis 2005 um mehr als 25 Prozent. Vier Jahre Zeit bleiben der neuen Regierung, den Spieß noch umzudrehen. Dass die erste Amtshandlung des am Morgen in Sydney vereidigten Premiers Kevin Rudd ausgerechnet die Unterschrift des Kioto-Protokolls ist, wird Geschichte schreiben. Denn erstmals hat die Erderwärmung eine Wahl entschieden. Rudds Amtsvorgänger, der konservative John Howard, hatte bis kurz vor der Wahl geleugnet, dass es so etwas wie die Erderwärmung gibt.

Nach der Isolation: USA wollen konstruktiv mitarbeiten.

Nach dem Verlust ihres einzigen Bündnispartners Australien haben die USA auf Bali zugesagt, an einem neuen Klima-Vertrag mitzuarbeiten. „Wir sind nicht gekommen, um zu blockieren“, sagte Delegationsleiter Harlan Watson. Die USA seien offen für eine Debatte über die Frage, ob Klimaziele verpflichtend oder freiwillig sein sollten. Bislang hatte die Bush-Regierung verpflichtende Ziele abgelehnt und auch das Kioto-Protokoll nicht ratifiziert.

Die erste Entscheidung: Schlips-Zwang aufgehoben

30 Grad Hitze, 80 Prozent Luftfeuchtigkeit: Nach zahlreichen Anfragen der Konferenzteilnehmer ist die erste Entscheidung auf Bali gefallen. Das Klimasekretariat schlug eine „Anpassung des Dresscodes an die warmen und feuchten Bedingungen auf Bali“ vor. Konferenzleiter Rachmat Witoelar und UN-Klimachef Yvo de Boer befreiten die Teilnehmer von der Pflicht zum Schlips-und-Jackett-Tragen – zumindest für die Zeit zwischen der Eröffnungszeremonie und den Abschlussverhandlungen. Das Sekretariat hofft, dass „die Teilnehmer ihre Diskussionen so in einer komfortableren Umgebung führen können“. Außerdem könne man durch die legere Kleidung bei der Klimaanlage sparen und so Treibhausgasemissionen reduzieren.

RENI, RTR, NF