Sahra will nicht antreten

FLÜGEL Die Partei steckt im Tal. Wer holt sie raus?

BERLIN taz | Die Linkspartei stand schon deutlich besser da. Neun Prozent der Deutschen würden der Partei laut aktueller Forsa-Umfrage ihre Stimme geben, vor anderthalb Jahren waren das noch elf Prozent. Was ist passiert? Zuerst einmal zog sich 2010 der Parteivorsitzende Oskar Lafontaine wegen einer Krebserkrankung aus der Bundespolitik zurück, seine Nachfolger wurden im Mai 2010 Gesine Lötzsch und Klaus Ernst. Die aus PDS und WASG fusionierte Partei, die bei der Bundestagswahl 2009 noch 11,9 Prozent der Zweitstimmen und im Osten 16 Direktmandate gewonnen hatte, geriet wegen ihrer Flügelkämpfe zusehends in eine Abwärtsspirale. Bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz verfehlte sie die Fünfprozenthürde.

Grüße an Fidel Castro

Hinzu kamen innerparteiliche Turbulenzen. Gesine Lötzsch schrieb Anfang 2011 für die Junge Welt einen umstrittenen Text über „Wege zum Kommunismus“. Im August verteidigten Parteimitglieder in Mecklenburg-Vorpommern den Mauerbau; schließlich machten Lötzsch und Ernst mit einem Geburtstagsglückwunsch an Fidel Castro Schlagzeilen. Dass es um das Telegramm solchen Wirbel gab, zeigt, wie angreifbar beide damals schon waren.

Im Juni 2012 will die Linke eine neue Parteispitze wählen. Der dem Reformerflügel zugerechnete Dietmar Bartsch will dafür kandidieren und sich per Mitgliederentscheid wählen lassen. Ende Oktober hatte bereits Gesine Lötzsch angekündigt, erneut antreten zu wollen. Die Parteilinke Sahra Wagenknecht, der Ambitionen auf das Amt nachgesagt werden, hat nach Bartschs Ankündigung mehrfach geäußert, nicht kandidieren zu wollen. AM