: „Wölfe sind nicht mehr so scheu“
DIE DREI FRAGEZEICHEN
WAS? Im niedersächsischen Wendland gibt es schon länger Wölfe. Die Menschen akzeptierten sie wie Wildschweine und Hasen. Jetzt greifen sie Kühe an. Menschen fühlen sich bedroht.
1 taz: Wie berechtigt ist die Angst der Menschen vor dem Wolf?
Peter Burkhardt: Die Wölfe laufen mittlerweile dichter an die Häuser ran, manche reißen Schafe. Die Wölfe sind nicht mehr so scheu, wie sie bis vor Kurzem noch waren. Das beunruhigt die Leute zu Recht.
2 Haben die Menschen verlernt, mit der Natur, zu der auch der Wolf gehört, umzugehen?
Früher haben die Menschen auch nicht mit den Wölfen gelebt, sondern stets gegen sie. Unaufgeregt ist niemand mit ihnen umgegangen. Wenn Wölfe Nutzvieh gerissen haben, war das vor ein paar Jahrhunderten ein genauso großer Verlust wie heute.
3 Sind Viehhalter heute gezwungen, ihre Tiere abends in den Stall zu bringen?
Das wird mancherorts leider Standard werden. Was aber viel dramatischer ist: dass es vielerorts einen neuen Konflikt geben wird – Artenschutz gegen Naturschutz. Beides ist wichtig, aber Naturschutz wie Biotoppflege durch seltene Haustierrassen könnte durch den Artenschutz wie beim Wolf gefährdet werden. Oder Freiland- und Weidehaltung werden erschwert, obwohl das dem Bioanliegen komplett widerspricht. Es ist so ähnlich wie mit der Windenergie und den Fledermäusen: Windräder töten Fledermäuse.
INTERVIEW: S. SCHMOLLACK
Peter Burkhardt ist Wolfsbeauftragter im Wendland in Niedersachsen.