: Die Hälfte der Werft
SCHIFFBAU Teilverkauf der Hamburger Werft Blohm + Voss an britischen Investor steht bevor. Kaufpreis und Beschäftigungsgarantie sind unklar. Militärischer Teil bei HDW in Kiel verbleibt bei Thyssen-Krupp
Die Hamburger Werft Blohm + Voss wird zerschlagen. Der zivile Teil der Werft kann an den britischen FinanzinvestorStar Capital verkauft werden. „Der Verkauf läuft auf ein erfolgreiches Ende zu“, sagte eine Sprecherin des Mutterkonzerns Thyssen-Krupp in Essen. Die Verträge sollen in den nächsten Tagen unterschrieben werden. Zuvor hatte der Aufsichtsrat am Freitagabend grünes Licht für den Verkauf gegeben.
Die Briten wollten den zivilen Schiffbau mit 476 Millionen Euro Umsatz und 1.600 Beschäftigten in Hamburg übernehmen. Der militärische Schiffbau bei der Kieler U-Boot-Werft HDW bleibe wie vorgesehen bei Thyssen-Krupp.
Star Capital habe eine Erklärung über Prinzipien zur Standortsicherung und zum Umgang mit den Mitarbeitern festgeschrieben. Eine echte Beschäftigungsgarantie sei das jedoch nicht, heißt es aus Konzernkreisen. Über den Kaufpreis kursieren höchst widersprüchliche Angaben: Von lediglich 20 bis 22 Millionen Euro schreiben zwei Blätter, der Hörfunksender NDR 90,3 nennt „einen dreistelligen Millionenbetrag“. Dieser dürfte allerdings die Übernahme von Verbindlichkeiten von Blohm + Voss beinhalten.
Entscheidend für die Zukunft der 1877 gegründeten Werft, die seit 2005 zu Thyssen-Krupp gehört, sind vor allem neue Aufträge. Deshalb dürfte nicht der Kaufpreis entscheidend sein, sondern die Zukunftsfähigkeit des zivilen Schiffbaus an der Elbe. Zuletzt hatte Blohm + Voss vornehmlich Mega-Yachten unter anderem für den russischen Milliardär Roman Abramowitsch gebaut, neue Aufträge jedoch sollen nicht vorliegen.
Star Capital verfügt über keine Erfahrungen mit Werften und Schiffbau. Die deutschen Investments erstrecken sich auf die Bereiche Telekommunikation, Gesundheit, Verkehr und Abfallwirtschaft. In der Regel kauft Star Capital Unternehmen für drei bis fünf Jahre, baut sie um und verkauft sie mit möglichst großem Gewinn. SVEN-MICHAEL VEIT