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Archiv-Artikel

Glyphosat, das allgegenwärtige Gift

MARKT Der von Monsanto entwickelte Wirkstoff wird weltweit zur Unkrautvernichtung eingesetzt und sorgt für Milliarden-Umsätze

BERLIN taz | Das von der Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich krebserzeugend“ eingestufte Pflanzengift Glyphosat wird in gigantischen Mengen zur Unkrautvernichtung eingesetzt. Laut Marktforschungsunternehmen Transparency Market Research wurden 2012 weltweit 718.000 Tonnen verkauft. Branchenkenner erwarten, dass der Verbrauch bis 2017 auf über 1,2 Millionen Tonnen steigt. Glyphosat ist schon jetzt das in Europa am weitesten verbreitete Herbizid.

Der Agrarkonzern Monsanto hat den Wirkstoff Glyphosat in den 1970er Jahren patentieren lassen. Er brachte das Pflanzengift 1974 unter dem Handelsnamen „Roundup“ auf den Markt. 2010 hat Monsanto allein mit „Roundup“ einen Umsatz von 2 Milliarden US-Dollar gemacht. Schätzungen zufolge hat Monsanto bei den weltweit vertriebenen Herbiziden mit diesem Wirkstoff einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Das Patent ist mittlerweile in den meisten Ländern ausgelaufen. Agro-Chemiekonzerne wie Syngenta, BASF, Bayer und Dow haben eigene glyphosathaltige Produkte auf den Markt gebracht. In Europa werden mehr als 300 verschiedene Herbizide mit dem Wirkstoff von über 40 Produzenten vertrieben, so das von den Herstellern betriebenen Infoportal Glyphosat.

In Deutschland sind 92 glyphosathaltige Pestizide zugelassen, über 40 davon sind für den Einsatz in Haus- und Kleingärten vorgesehen. Nach Angaben der Bundesregierung wurden 2011 in Deutschland 5.359 Tonnen Glyphosat in Landwirtschaft und Kleingärten eingesetzt. Das Bundesumweltamt geht für 2012 von knapp 6.000 Tonnen aus.

Eingesetzt wird das Gift in der Landwirtschaft in Europa vor oder nach dem Anbau von Getreide, Mais, Zuckerrüben und anderen Feldfrüchten, um Unkraut zu entfernen. In Deutschland und anderen europäischen Ländern werden laut Infoportal Glyphosat Herbizide mit dem Gift auf rund einem Drittel der landwirtschaftlichen Fläche eingesetzt. Zugelassen ist das Mittel auch für den Wein- und Obstanbau sowie für Olivenhaine.

Für eine Studie, die das Umwelt-Netzwerk Friends of the Earth in Auftrag gegeben hatte, wurden Urinproben von Menschen aus 18 europäischen Ländern untersucht. In 44 Prozent aller Proben konnte Glyphosat nachgewiesen werden. In Deutschland waren 70 Prozent belastet. Das Gift kommt auch in die Nahrungskette über die Anreicherung in gentechnisch veränderten Sojabohnen.

ANJA KRÜGER