: Zwang zum Schnellstudium
Neues Studienkontenmodell: Die SPD will mit Gutscheinen den Studis Beine machen
Wissenschaftspolitiker der Bremer SPD diskutieren ein neues Modell für Studiengebühren. Dieses soll Studienanfängern nicht wie bisher 14 Freisemester gewähren, sondern eine bestimmte Anzahl kostenloser Seminare. Diese können flexibel über mehrere Jahre besucht werden. Doch wer zu langsam studiert, soll künftig sofort zahlen.
Das bereits 2003 von einen ehemaligen Dekan des Fachbereichs für Sozialwissenschaften der Bremer Uni entwickelte Konzept wurde auf der letzten Sitzung des SPD-Wissenschaftsforums Ende November vorgestellt. Selbst gestecktes Ziel: „Die Beeinflussung des realen Studiengeschehens im Sinne einer Studienzeitverkürzung“. ErstsemesterInnen sollen dazu ein mit 180 Credit Points – einer Verrechnungseinheit für den Besuch von Lehrveranstaltungen – gefülltes Studienkonto erhalten. Damit können genau so viele Seminare besucht werden, wie für ein Bachelor-Studium nötig sind. Das Guthaben muss innerhalb von sechs Jahren aufgebraucht werden. Für ein Bachelor-Studium ist regulär eine Dauer von drei Jahren vorgesehen. Die Regelung soll den Studierenden „größtmögliche Zeitsouveranität“ bringen und ein Teilzeitstudium wegen „besonderen finanziellen oder familiären Belastungen“ ermöglichen.
Der Haken: Wer in einem Jahr nicht genug studiert und weniger als die Hälfte der vorgesehenen Veranstaltungen besucht, muss im nächsten Jahr sofort zahlen. „Wer nicht kontinuierlich dabei ist, dem folgt die Strafe jetzt auf dem Fuße,“ sagt der scheidende Vorsitzende des Wissenschaftsforums und Uni-Beauftragte für akademische Angelegenheiten, Mario Domann-Käse. Das Modell sei als „Bonus“ für zügiges Studieren gedacht. Für besonderen Härtefälle wie Schwangerschaft oder gesundheitliche Probleme werde über Härtefallklauseln nachgedacht, so Domann-Käse. Noch offen sei, ob Guthaben für Masterstudiengänge vergeben werden sollen.
„Was hier als Flexibilisierung verkauft wird, heißt nicht anderes als: noch mehr Druck,“ sagt der Vorsitzende des AStAs der Universität, Michael Markus. „Die jederzeit drohende Zahlungspflicht würde künftig noch weniger Raum lassen, um mal über den Tellerrand zu gucken. Und wer aus welchen Gründen auch immer mal nicht mit seinen Scheinen hinterherkommt, hätte ganz schnell einen Haufen Schulden.“ Markus forderte, dass auch ein Masterstudium gebührenfrei bleiben müsse, zumal der Zugang durch den NC ohnehin schon drastisch erschwert sei. Die Sprecherin der Wissenschaftsbehörde sagt, das Modell stehe derzeit „nicht zur Diskussion“. Christian Jakob