: Mit allen guten Wünschen zur Besserung
Leider keine Konzertbesprechung: Klaus Beyer wollte seine Interpretation des Beatles-Albums „Revolver“ vorstellen
„So ist das Leben sehr / ein neues gibt’s nichts mehr / doch was du hast / bedeutet viel für mi-i-i-ich“ (Love you to / Liebe für dich)
Die letzten zwei Jahre nach dem Erscheinen von „Klaus Beyer’s – die DVD“ hatte ich nur noch von weitem von dem seltsamen Berliner Künstler, Schauspieler, Super-8-Filmer und Beatles-Interpreten gehört. Nur manchmal gab es kurze Meldungen, der gute Geist der Wohnzimmermusik trete weiterhin in Bayreuth auf. Dann meldete sich Frank Behnke, der ehemalige Gitarrist von „Mutter“ und Manager Beyers. Er schickte mir eine neue DVD („Klaus Beyer’s – die zweite“) und lud mich auf ein Konzert ein, bei dem Beyer seine Version des Beatles-Albums „Revolver“ vorstellen sollte.
Das Konzert sollte am 8. 12. stattfinden, genau an dem Tag, an dem John Lennon vor 20 Jahren erschossen worden war. Ich freute mich sehr darauf. Die Live-Auftritte von Klaus Beyer sind legendär und ich war gespannt, wie sich die immer größere Bühnenerfahrung, die Arbeiten in Namibia und Brasilien, auf seine Konzerte auswirken würde.
In der Zwischenzeit guckte ich mir die neue DVD an, die die Herausgabe seines bisherigen Filmschaffens abschließt und einen Überblick über sein Werk gibt. Die ältesten Aufnahmen – kleine Sketche, selten länger als 2 Minuten – sind von 1983; der neueste Film, Beyers Musikvideoversion von Scott McKenzies Hippieklassiker „San Francisco“, ist aus diesem Jahr wie auch das in seiner schwarzweißen Abstraktheit fast technoid wirkende Video, das Kerstan Reineke zu „Die Sonne kommt wieder“ (Here comes the sun) gedreht hat. Für „Die Ballade von John und Yoko“ hatte Beyer das Beatles-Video vom Fernseher abgefilmt. Ein interessanter Effekt entsteht dadurch, dass das Video mit der „offiziellen“ deutschen Übersetzung untertitelt ist, Beyer aber natürlich seine eigene Version singt. So sprechen die beiden Interpretationen miteinander und ein Drittes entsteht im Kopf.
Interessant auch, wie optimistisch die Kreuzberger Architektur im Hintergrund des achtminütigen (für Beyers Verhältnisse ein Langfilm) Mehrpersonenmusikfilms „Ich traf ein bezauberndes Mädchen“ wirkt. Begeistert ist man wieder über einige poetische Sätze. Wenn der von Beyer mit angeklebtem Bart gespielte Toningenieur in einem Sketch dem von Beyer gespielten ungeschickten Künstler sagt: „Den Tisch mit den Geräuschen stellen Sie bitte hierher“ oder wenn „Teil 3 von ,Männer, die im Keller husten‘“ angekündigt wird.
Dann ging ich in die Brunnenstraße ins „Zur Möbelfabrik“, in dem Beyer auftreten sollte. An der Tür erwartete mich sein Zigarre rauchender Manager Frank Behnke mit einer traurigen Nachricht. Am Freitag sei Klaus Beyer umgefallen. Mit Verdacht auf Schlaganfall liege er nun im Krankenhaus. Genaueres ließe sich erst in ein paar Tagen sagen. Traurig standen wir im Kellerclub. Vielleicht war alles doch zu viel für ihn gewesen: Vor wenigen Tagen war Beyer von Arbeiten mit Schlingensief aus Brasilien zurückgekommen. Kürzlich war seine Mutter gestorben.
Frank Behnke erzählte noch, dass Andreas Dorau neulich, bei einem tollen Auftritt von Klaus Beyer im Hamburger Pudel Club, begeistert auf die Bühne geeilt sei und versprochen habe, zusammen mit Beyer einen Song aufzunehmen. Erzählte, dass Beyer in Bayreuth für Proben nur 20 und Auftritte nur 60 Euro am Tag bekommen habe und dass Beyer mit seinem freundlichen Wesen den zu Überkandideltheit neigenden Schlingensief immer wieder geerdet hätte.
Wir tranken ein paar Bier. Im Hintergrund lief „Hauptmann Pfeffer“ und dann Klaus Beyers tatsächlich wunderschöne „Revolver“-Interpretation.
Wir denken an Klaus Beyer und wünschen ihm gute Besserung! DETLEF KUHLBRODT
Klaus Beyer, „Revolver“, Amsel Records 2007; 9 €ĽKlaus Beyer, „Klaus Beyer’s – die zweite“; Amsel Records 2007, 16 €